Internationaler Markt

Die Rohölpreise sackten gestern dramatisch ab. Brent-Rohöl fiel im Tagesverlauf um fast 10 Prozent bis auf knapp über 71 Dollar, konnte sich aber bis heute Morgen auf 74 Dollar je Barrel erholen. So billig war Rohöl zuletzt im Januar 2022. Das gilt auch für Heizöl.

Einmal mehr kam der Druck aus den Finanzmärkten. Im Zentrum der Unsicherheit stand gestern die Credit Suisse. Sie gehört zur illustren Gruppe der weltweit 30 „systemrelevanten“ Großbanken und wird daher besonders stark überwacht. Auch muss sie besonders vorsichtig wirtschaften.

Doch daran scheint es immer wieder zu hapern. Nach einer endlosen Serie von Skandalen in den letzten Jahrzehnten, die von Geschäften mit Kriminellen und korrupten Politikern aus aller Welt bis zu Misswirtschaft und Milliardenverlusten mit Hedgefonds reichten, ist die Schweizer Großbank aktuell erneut in den Schlagzeilen.

Gestern verloren ihre Aktien zeitweise über 25 Prozent, als ein saudischer Großaktionär in einem eigentlich harmlosen Interview weitere Investitionen in die Bank ausschloss. Das war Öl ins Feuer, denn die Nerven in der Bankenwelt lagen nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank ohnehin schon blank. Wenige Tage davor hatten die Schweizer die Veröffentlichung ihrer Bilanz bereits verschieben müssen, da amerikanische Behörden sie auf zahlreiche Ungereimtheiten hingewiesen hatten. Am Abend sprang dann schließlich die Schweizer Zentralbank ein und offerierte einen Kredit von 50 Milliarden Franken. Das Management der Credit Suisse nahm das Angebot dankbar an.

Die Bankenkrisen verschieben drastische Zinsschritte der Zentralbanken in der EU und in den USA weiter in die Zukunft, denn jetzt gilt es erst einmal die Stabilität der Märkte zu sichern. Doch die Investoren flohen gestern in die sicheren Häfen wie Anleihen oder den US-Dollar. Gleichzeitig verkauften sie Aktien und Öl.

Auch im Ölmarkt selbst gibt es aktuell nur wenige Gründe für steigende Preise. Die russischen Rohölexporte laufen anscheinend auf vollen Touren und treffen auf einen bereits gut versorgten Markt. Den Ölpreisbullen bleibt damit nur noch die steigende Ölnachfrage in China als Argument. Hier wird der Ölverbrauch in diesem Jahr vermutlich stark zulegen. Doch die herrschende KP unter der Führung von Xi Jinping greift immer drastischer in die Märkte ein. Eine wachsende Zahl von Investoren macht einen Bogen um das Reich der Mitte.

In diesem Trubel ging der übliche Wochenbericht zum amerikanischen Ölmarkt fast unter. Trotz geringer Nettoimporte stiegen die Rohölbestände, wenn auch nur um 1,6 Mio. Barrel. Dafür schrumpften die Produktlager. Unter dem Strich gab es nur geringe Veränderungen.

Hier die Veränderungen der Ölvorräte in den USA im Vergleich zur Vorwoche. Die Zahlen stammen aus den Wochenberichten des Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes API:

Rohöl: +1,6 Mio. Barrel (DOE) bzw. +1,2 Mio. Barrel (API)

Heizöl und Diesel: -2,5 Mio. Barrel (DOE) bzw. -2,9 Mio. Barrel (API)

Benzin: -2,1 Mio. Barrel (DOE) bzw. -4,6 Mio. Barrel (API)

Ölproduktion in den USA: 12,2 Mio. Barrel pro Tag (0,6 Mio. über Vorjahreswert)

Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 19,7 Mio. Barrel pro Tag (1,3 Mio. unter Vorjahreswert)

Der morgendliche Ölhandel startet erst einmal vorsichtig. Die Nordseesorte Brent kostet im frühen Handel 74,26 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 68,05 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 751,50 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9424 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0612 Dollar.

Nationaler Markt

Die deutschen Heizölpreispreise folgen den sehr schwachen internationalen Vorgaben nur zögerlich. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von 98 bis 99 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Der starke Dollar und vergleichsweise stabile Gasoil-Preise verhindern anscheinend einen noch steileren Preisrutsch.

Dennoch nutzen viele Verbraucher die Gunst der Stunde. Die Zahl der Bestellungen sprang gestern in die Höhe.

Auch das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht auf der zweithöchsten Stufe. Die tägliche Lesereinschätzung zeigt einen ausgeprägten Optimismus. Fast 90% der Stimmen erwarten weiter fallende Heizölpreise.

Das ist durchaus möglich, allerdings gibt es für eine Fortsetzung des Preisrutsches nur wenige Argumente. Der Ölmarkt ist gut versorgt, aber nicht überversorgt, und die Krise der Credit Suisse wird bald vergesssen sein. Auch sollte der Einfluss des OPEC-Kartells nicht vergessen werden. Es wird sich rasch bemerkbar machen, wenn die Ölpreise weiter sinken sollten.

Nach wie vor gilt daher: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch vor dem Hintergrund der Klimakrise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.

Quelle: esyoil