Internationaler Markt
Über einen Monat lang hielten die Trader und Spekulanten still. Die Rohölpreise bewegten sich in einer sehr engen Spanne und die Positionen an den Ölbörsen wurden nur minimal bewegt. Doch nun wird der Ausbruch nach oben versucht. Brent-Rohöl nimmt wiederholt Anlauf auf die Marke von 45 Dollar je Barrel.
Wieder einmal bewegen sich die Ölmärkte dabei im Windschatten der Aktienmärkte. Die Einigung in Brüssel über das massive Corona-Hilfspaket, recht gute Quartalsergebnisse amerikanischer Unternehmen und vor allem eine Flut billigen Geldes ziehen die Aktienkurse und viele Rohstoffpreise in die Nähe des Vor-Corona-Niveaus.
Aus dem Ölmarkt selbst kommen hingegen vorsichtigere Töne. Der mit Spannung erwartete Wochenbericht über den US-Ölmarkt goss reichlich Wasser in den Wein. Die Rohölvorräte wuchsen und die Benzinvorräte schrumpften schwächer als erwartet.
Die geschätzten Ölfördermengen legten erstmals seit vielen Wochen zu, wenn auch nur minimal von 11,0 auf 11,1 Mio. Barrel pro Tag. Das ist das Schreckgespenst für Ölpreisoptimisten: Immer mehr Schieferölfirmen investieren im Moment wieder in neue Bohrungen. Das wäre eine Trendumkehr nach dem Rückzug der letzten Monate. Noch ist es aber nicht so weit, denn die aktuellen Fördermengen stehen 2 Mio. Barrel pro Tag unter der Rekordförderung.
Auch die amerikanische Ölnachfrage war schwächer als erwartet, besonders der Benzinverbrauch. Der dramatische Anstieg der Neuinfektionen und Todesfälle im Süden und Westen der USA macht sich hier bereits bemerkbar. Die nächsten Wochen werden wohl noch schwächere Zahlen präsentieren. Die gegenseitigen Provokationen im Konflikt zwischen Peking und Washington sind ebenfalls nicht besonders hilfreich, die Konjunktur wieder auf Kurs zu bringen.
Hier die Wochenzahlen des US-Energieministeriums (DOE) und des US-Branchenverbandes (API) im Überblick:
Rohöl: +7,5 Mio. Barrel (API) bzw. +4,9 Mio. Barrel (DOE)
Heizöl und Diesel: +/-0,0 Mio. Barrel (API) bzw. +1,1 Mio. Barrel (DOE)
Benzin: -1,8 Mio. Barrel (API) bzw. -1,8 Mio. Barrel (DOE)
Ölproduktion: 11,1 Mio. Barrel pro Tag (0,2 Mio. unter Vorjahr)
Nachfrage: 17,7 Mio. Barrel pro Tag (3,8 Mio. unter Vorjahr)
Aber noch geben die Trader nicht auf. Unbeeindruckt von den neuen Daten versuchen sie einen Anlauf Richtung 45 Dollar je Barrel und damit den höchsten Ölpreis seit dem März. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht heute Morgen bei 42,12 US-Dollar je Barrel. Die Nordseesorte Brent kostet 44,50 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasöl notiert bei 385,50 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,8624 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,1588 Dollar.
Nationaler Markt
Flaute im deutschen Heizölmarkt: Die Heizölpreis-Tendenz zeigt heute Morgen einen weitgehend unveränderten Durchschnittspreis von knapp über 41 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Der Einfluss der höheren Rohölpreise wird vom immer stärkeren Euro entschärft. Da der Markt landesweit ruhig ist, sind auch die Händlermargen moderat. Das zeigt sich in den ungewöhnlich geringen Preisabständen zwischen den Großstädten. Sie stehen im Moment nur bei 3-4 Euro. Im hektischen Frühjahr lagen sie mehr als doppelt so hoch, als vor allem Regionen in Baden-Württemberg und Bayern enorme Preisaufschläge aufwiesen.
Die aktuelle Kaufbereitschaft der Kunden, die mit ihrer Entscheidung ringen, ist verhalten. Das Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Zahl der Käufe und Preisanfragen ins Verhältnis setzt, steht nur noch auf der mittleren Stufe.
Der Preisoptimismus, der sich in den letzten Wochen konstant auf einem hohen Niveau hielt, kommt allmählich ins Wanken. Heute setzen allerdings wieder 85% der Stimmen in der tagesaktuellen Umfrage auf einen Preisrutsch. So wirken auch die Preischarts, die unisono nach unten weisen. Nur der steile Abwärtskorridor seit Jahresbeginn wird gerade getestet.
Was tun? Die Heizölpreise liegen unverändert in der Nähe des Vierjahrestiefs. Schwache Händlermargen und ein starker Euro: Sehr viel besser kann das Umfeld im deutschen Heizölmarkt nicht werden. Wer dennoch abwarten will, setzt auf einen Schwächeanfall im internationalen Rohölmarkt. Dafür stehen die Chancen in der Tat nicht schlecht.
Wenn Sie die Heizölpreisentwicklung optimal ausnutzen wollen, sollten Sie aber in jedem Fall genau wissen, wie viel Platz in Ihrem Tank ist. Der esyoil e-Peilstab plus hilft Ihnen dabei. Mit ihm können Sie Ihren nächsten Heizölkauf noch besser planen.
Doch nichts ist billiger als eingespartes Heizöl: Entwickeln Sie verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen, um Ihre Kosten zu senken und die Umwelt zu schonen.
Übrigens: Es gibt immer wieder Missverständnisse darüber, was das Klimapaket der Bundesregierung für Ölheizungen bedeutet. Die Folgen sind weniger einschneidend als oft dargestellt: Bestehende Ölheizungen können ohne Einschränkungen weiterlaufen. Ab dem Jahr 2026 sollen lediglich neue Ölheizungen (auch Ersatzgeräte) regenerativ ergänzt werden, also etwa mit Solarwärme für Brauchwasser. Aber auch hier gibt es viele Ausnahmen, wenn z.B. kein Gas- oder Fernwärmeanschluss vorhanden ist oder wenn die Kosten unverhältnismäßig hoch wären.
Quelle: esyoil