Internationaler Markt

Die Ölnotierungen nehmen immer wieder Anlauf, um die psychologisch einflussreichen Marken von 80 Dollar pro Barrel Brent und 200 Dollar pro Tonne Gasöl zu überwinden. Obwohl ihnen bereits kurze Ausflüge über die Werte gelungen sind, konnten sie sich nicht dauerhaft oberhalb der Grenzen halten. Die Marktumstände ließen das nicht zu.

Der wesentliche Grund für die preisliche Zurückhaltung ist die gute Versorgungslage, die Woche für Woche in den US-Bestandsdaten zum Ausdruck kommt. Nach dem letzten Tiefpunkt der Gesamtbestände im März 2022 nahmen die Vorräte stetig zu. Ihr entspannender Einfluss tritt allerdings erst seit Herbst 2023 zutage. Mittlerweile gelten die soliden Vorräte als starkes preisstabilisierendes Element.

Aktuell sind sie ein wertvolles Bollwerk gegen die Störungen, die eine Kältewelle in den USA verursacht. Diese legt einen Teil der Ölförderung und der Raffinerieleistung lahm. Insgesamt sind rund 15 Prozent der US-Infrastruktur davon betroffen. In anderen Zeiten wäre dieser Umstand ein sicherer Preistreiber. Jetzt wird die Angelegenheit als vorübergehende Erscheinung salopp heruntergespielt.

Ein weiterer Aspekt, der die Finanzjongleure derzeit besänftigt, ist die Zinsprognose für die USA. Die Einschätzung, dass die Notenbank (Fed) in Kürze einen Zyklus rückläufiger Zinsen starten wird, stimmte Börsianer Ende letzten Jahres außerordentlich bullisch. Diese Haltung wurde aufgrund weiterhin starker Konjunkturdaten aufgegeben. Es wird vermutet, dass die Fed der relativ heiß laufenden US-Wirtschaft weitere Dämpfung durch hohe Zinsen verordnen wird. Das, so die weitere Annahme, wird auch den US-Ölkonsum bremsen.

Für Auftrieb der Ölpreise sollten indes Verladeprobleme in russischen Ölhäfen sorgen. In der vergangenen Woche stand ein Schwarzmeerhafen aufgrund harter Windbedingungen im Fokus des Geschehens. Aktuell ist ein Feuer im Ostseehafen Ust-Luga der Impulsgeber. Ukrainischen Medien zufolge, sei der Brand das Ergebnis eines Spezialeinsatzes ukrainischer Sicherheitsdienste. Der betroffene Energiekonzern Novatek bestätigt das bisher nicht. Er stellt in Ust-Luga Rohbenzin, Diesel und Kerosin her und verschifft es von dort in die Welt.

Der durch die Störung erwartete Preisauftrieb bleibt bisher aus. Man kann orakeln, dass es an der zeitgleichen Wiederaufnahme der Ölförderung im libyschen El-Sharara-Feld liegt, die aufgrund von Bürgerprotesten seit drei Wochen abgeschaltet war. Libyen ist damit wieder in der Lage, seine Lieferverpflichten zu erfüllen. Geliefert wird in diesem Fall allerdings kein Ölprodukt, sondern Rohöl. Erklärungen über Ursache und Wirkung von Preisbewegungen verlangen dem Rezipienten häufig ein gehöriges Maß an geistiger Flexibilität oder Geschichtsverliebtheit ab.

An den Ölbörsen befinden sich die Notierungen heute Morgen auf einem moderaten Rückzug. Die zutiefst angespannte geopolitische Lage wird weitgehend ausgeblendet. Tendenziell halten die Preise derzeit mehr seit- als abwärts.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 72,97 Dollar und das Barrel Brent zu 78,10 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 789,75 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9174 Euro. Damit kostet der Euro 1,0897 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise geben moderat nach, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt. Sie folgen damit den internationalen Vorgaben und sie bestätigen den kurz- sowie mittelfristigen Preistrend. Der verläuft weiterhin abwärts. Gegenüber dem Vorjahr ist Heizöl nun rund elf Prozent günstiger, obwohl mittlerweile die Erhöhungen der CO2-Abgabe und der Maut hinzugekommen sind.

Die Nachfrage im Binnenmarkt ist relativ ruhig. Sie bietet etwas Spielraum für weiter nachgebende Preise. Diese Einschätzung hält die Hoffnung auf günstigeres Heizöl hoch. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.

Das mathematische Tiefpreis-System sendet in einigen Regionen der Republik Kaufsignale aus.

Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wer spekulieren möchte, sollte die Preisbewegung eng verfolgen. Sie sollte günstigere Kaufmomente zu Tage bringen. Wer Sicherheit will, kauft umgehend.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil