Internationaler Markt

An den Ölmärkten ging es auch gestern steil bergab. Brent-Rohöl sank Richtung 72 Dollar je Barrel. Im asiatischen Handel machte sich Panik breit und die Preise gaben über Nacht ruckartig noch weiter nach. Dann drehte der Markt. Heute Morgen kostet Rohöl um die 73 Dollar je Barrel.

Die Fed, also die Zentralbank der USA, erhöhte gestern Abend wie erwartet die Zinsen, signalisierte aber, dass damit jetzt erst einmal Schluss sein könnte. Die Bankenkrisen und die Haushaltskrise in Washington schaffen bereits genug Unruhe, so die Banker. Die Lage ist allerdings unübersichtlich. Der Jobzuwachs im privaten Sektor übertraf im April alle Erwartungen, meldete der Dienstleister ADP gestern.

Das nahe Ende der Zinsanhebungen könnte eigentlich für höhere Ölpreise sorgen, aber die Händler konzentrieren sich auf die Konjunkturprobleme. Höhere Zinsen und die Krisen im Bankensektor werden das Wachstum auf beiden Seiten des Atlantiks erst einmal schwächen. Da die letzten Daten aus China ebenfalls enttäuschend ausfielen, rechnen jetzt immer mehr Händler mit einer Schwächung der globalen Ölnachfrage in den kommenden Monaten.

Das Ölangebot scheint indessen hoch zu bleiben. Das Niveau der russischen Ölproduktion kann im Moment anscheinend niemand verlässlich einschätzen. Recht sicher ist jedoch, dass die Exporte auf einem Jahreshoch sind. Das russische Rohöl wird insbesondere in Indien raffiniert und kommt dann z.B. als Diesel in den europäischen und asiatischen Markt.

Auch der Abbau der Rohölvorräte in den USA fiel schwächer aus als erwartet und drückt auf die Preise. Nur etwas über 1 Mio. Barrel betrug der Schwund im Vergleich zur Vorwoche. Bei den wichtigsten Ölprodukten waren die Veränderungen ebenfalls gering: Die Diesel-/Heizöllager verloren ebenfalls etwas über 1 Mio. Barrel, während die Benzinvorräte um fast zwei Mio. Barrel zulegten. Gleichzeitig fiel die Benzinnachfrage schwach aus.

Gerade der letzte Punkt drückte gestern stark auf die Ölpreise. Wenn die Händler auf großen Benzinvorräten sitzen bleiben, dann schrumpfen die Margen im gesamten Benzinmarkt. Die Raffinerien reduzieren ihre Benzinproduktion und kaufen dementsprechend weniger Rohöl ein.

Die übrigen Werte des Berichts hielten sich die Waage: Die gesamte Ölnachfrage lag leicht über dem Vorjahr, aber das galt auch für die heimische Ölförderung. Hier die Veränderungen im amerikanischen Ölmarkt im Vergleich zur Vorwoche. Die Zahlen stammen aus den Wochenberichten des Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes API:

Rohöl: -1,3 Mio. Barrel (DOE) bzw. -3,9 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: -1,2 Mio. Barrel (DOE) bzw. -1,0 Mio. Barrel (API)
Benzin: +1,7 Mio. Barrel (DOE) bzw. +0,4 Mio. Barrel (API)
Ölproduktion in den USA: 12,3 Mio. Barrel pro Tag (0,4 Mio. über Vorjahreswert
Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 19,6 Mio. Barrel pro Tag (0,3 Mio. über Vorjahreswert)

Der Blick auf die Märkte am frühen Morgen: Brent-Rohöl kostet im Moment 73,12 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 69,16 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 646,00 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9020 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,1083 Dollar.

Nationaler Markt

Auch Heizöl wird heute billliger. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am frühen Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von nur noch 86 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Der Rückgang der internationalen Rohölpreise kommt also im Binnenmarkt an.

Die Verbraucher honorieren das mit einer sehr hohen Zahl von Bestellungen. Schon seit Wochen ist der Heizölmarkt sehr lebendig. Viele füllen nun offenbar den Tank für den Rest des Jahres. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, bleibt auf einer hohen Stufe. Auch das mathematische Tiefpreis-System rät zum Kauf. Der Optimismus bleibt groß. Fast 90 Prozent der Stimmen setzen in der aktuellen Lesereinschätzung auf weiter fallende Heizölpreise.

Doch irgendwann werden die Preise wieder nach oben drehen. Die OPEC nimmt in diesem Monat große Mengen Öl vom Markt. Das aktuelle Preisniveau macht Rohölkäufe auch für die Raffinerien wieder interessant. Wer in diesen Wochen Heizöl bestellen will oder muss, sollte daher das Marktgeschehen nicht aus den Augen lassen und nicht zu lange warten.

Dennoch: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch vor dem Hintergrund der Klimakrise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.

Quelle: esyoil