Internationaler Markt
Seit über drei Monaten ziehen die Ölpreise aufwärts, als gäbe es keine Corona-Pandemie. Sie ignorieren Lockdowns, Impfpannen und Nachfragesorgen. An den Börsen werden Zukunftserwartungen gehandelt und im Fall der Pandemie offensichtlich mit Erfolg.
Die Rallye begann Anfang November 2020 gegen den Trend der Corona-Entwicklung. Diese befand sich gerade in der zweiten Welle. Die Fallzahlen stiegen dramatisch, Weihnachten stand vor der Tür und drohte das Problem zu verschärfen. An den Börsen setzte man trotzdem auf einen Sieg der Impfungen. Um einen substanziellen Erfolg der angelaufenen Kampagnen zu attestieren, ist es noch zu früh. Gleichwohl können wir seit Anfang Januar einen stetigen Rückgang der Fallzahlen im globalen Maßstab beobachten. Gemäß Informationen der Johns Hopkins Universität haben sie sich binnen fünf Wochen halbiert.
Was den Erfolg gebracht hat, ist ungeklärt. Menschliches Verhalten, Widerstandsfähigkeit gesunder Immunsysteme, technische Hilfen, administrative Vorgaben? Dass eine Einzelmaßnahme ursächlich ist, kann man höchstwahrscheinlich ausschließen. Vermutlich handelt es sich um ein Bündel von Einflüssen, über die die Wissenschaft noch Jahre forschen wird. Der Idee, dass die intelligente Menschheit mit ihren Fähigkeiten so ein Naturereignis wie die Corona-Pandemie beherrschen könnte, sollte allerdings abgeschworen werden. Kollektive Gleichschaltung und die demutslose Übertragung der Problemlösung an die angewandte Wissenschaft allein ist in lebendigen Systemen sicher kein angemessener Weg des Umgangs. Wesentlich zur Bewältigung einer solchen Krise ist nach wie vor das vernunftgeprägte, eigenverantwortliche Handeln des Menschen mit Blick auf sich und die Gesellschaft. Das haben uns dreihundert Jahre Aufklärung gelehrt.
Den Fall Corona scheinen Finanzjongleure also realistischer zu beurteilen als emotionalisierende Politiker und Journalisten, männlich wie weiblich. Mit gezügelter Angst läuft eben manches besser. Derzeit spielt den mehrheitlich bullisch eingestellten Vertretern der Zunft die Wiederaufnahme von Drohnenangriffen aus dem Jemen gegen Saudi-Arabien in die Karten. Es handelt sich dabei um einen latenten Stellvertreterkrieg mit dem Iran. Teheran scheint sich durch die gerade verkündete partielle Abkehr der USA von Saudi-Arabien zu neuen Nadelstichen ermutigt zu fühlen. Ein wirkungsvoller Schlag dieser Klasse war der Treffer in einer saudischen Raffinerie im September 2019. Damals schossen die Ölpreise temporär gewaltig in die Höhe.
Ein weiterer bullischer Aspekt resultiert aus einer Kältewelle in den USA, die zu Versorgungsproblemen im Landesinneren führen kann. Stromausfälle erzwingen die Stilllegung von Förderanlagen und Transportpumpen im Pipelinesystem. Angesichts deutlich gesunkener Vorräte in den Lagern wächst das preissensitive Gefühl von Knappheit.
Nachdem die Ölpreise bereits am Freitag kräftig stiegen, setzen sie ihren Lauf heute Morgen fort. Zur Stunde hat sich die Lage beruhigt. Es ist gut möglich, dass es kurzfristig zu einer Gegenbewegung des steilen Anstiegs kommt.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 60,45 Dollar und das Barrel Brent zu 63,14 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 513,00 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8239 Euro. Damit kostet der Euro 1,2134 Dollar.
Nationaler Markt
Nach kurzer Pause legen die Heizölpreise erneut deutlich zu, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Die Triebkraft kommt von den internationalen Börsen. Die Pegelstände auf dem Rhein sind zu normalen Höhen zurückgekehrt. Damit sind also keine steigenden Heizölpreise zu begründen.
Im Binnenmarkt für Heizöl geht es wieder ruhiger zu. Der Preisanstieg lässt Kunden verhaltener bestellen. Die Hoffnung auf günstigere Einkaufsmomente steigt derweil. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem moderaten Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.
Die Trendkanäle für die Heizölpreise strahlen alles andere als preisliche Zuversicht aus. Derartige Freundlichkeit finden wir nur noch in den langfristigen Trends. Diese halten weiter die Abwärtsrichtung.
Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Bestellen Sie, wenn Ihr Tank Öl aufnehmen kann.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil