Internationaler Markt

Das Barrel Rohöl der Sorte Brent ist heute Morgen auf die Marke von 100 Dollar gefallen. Für die Tonne Gasöl zahlt man nur noch einen dreistelligen Dollar-Betrag. Es scheint, als fände die Ölwelt zu einem angespannten Normalzustand zurück. Aber der Schein ist trügerisch. Im wirtschaftlich starken Europa herrscht die schlimmste Krise seit 77 Jahren. Die Region ist von Krieg und Energiearmut bedroht. Sie muss ihre Versorgungs- und ihre Machtpolitik samt der dazu nötigten Instrumente und Infrastrukturen neu erfinden.

Wehrhaftigkeit und Unabhängigkeit von russischen Energielieferungen sind die neuen Herausforderungen der EU. Die Energiewende als Blaupause an die Welt, wie klimaneutrales Wirtschaften geht, war gestern. Heute lautet die Aufgabe, so schnell wie möglich eine politisch wie wirtschaftlich sichere Energieversorgung herzustellen. Dass dazu alle verfügbaren Energieträger benötigt werden, hat sich erstaunlich schnell herumgesprochen. Den Bezug von Kohle, Öl und Gas zu innovieren, ist plötzlich genauso wichtig wie den Ausbau und vor allen Dingen die Speicherung von regenerativem Strom voranzutreiben.

Bei Öl und Gas kann man auf Unterstützung der wichtigsten Staaten am Persischen Golf bauen. Sie werden das tun, was gemäß dem Green Deal der EU-Kommission nicht mehr geschehen sollte. Sie werden in ihre Öl- und Gasindustrie investieren. Dagegen wird mittlerweile kaum ein Europäer opponieren.

Mit dem Ausbau der Erneuerbaren soll es nach dem Willen der Brüsseler Kommissare viel schneller vorangehen als bisher. Für Deutschland heißt das unter anderem, bis 2045 eine Versiebenfachung der solaren Stromerzeugung zu realisieren, eine Verdreifachung der Onshore- und eine Verachtfachung der Offshore-Winderzeugung zu schaffen. Hinzu kommen tausende Kilometer neuer Stromleitungen. Das für die Versorgungssicherheit alles entscheidende Speicherthema wird indes noch nicht einmal quantifiziert. Dazu bleiben die Treiber der Erneuerung so wage wie einst die Atomlobbyisten hinsichtlich der Endlagerung des hoch strahlenden Mülls. Die gibt es bis heute nicht.

Die genannte Jahreszahl zu den Ausbauzielen lässt erahnen, dass die Erneuerbaren in der gegenwärtigen Krise kein Lösungsangebot sind. Sie stellen mit ihrem Primärenergieanteil von rund acht Prozent für Wind- und Sonnenenergie und weiteren neun Prozent für Biomasse, Geothermie und Wasserkraft kein relevantes Ersatzpotenzial für den Rest des Energieaufkommens dar. Erdöl ist darin mit rund 33 Prozent der größte Posten, gefolgt von Erdgas mit einem Anteil von rund 27 Prozent.

Um die zügige Neuorientierung des globalen Bezugs der beiden letztgenannten Energieträger führt kein Weg vorbei. Noch schneller ließe sich allerdings die Einsparung von Energie realisieren. Sie hängt in erster Linie von unserer Bereitschaft ab, Gewohnheiten zu ändern. Während diese Bereitschaft in Wohlstandsphasen gegen null geht, kann sie in der Not extrem schnell aktiviert werden. Die Notlagen werden in naher Zukunft auch hierzulande steigen, nicht zuletzt, weil die Energiepreise steigen werden. Bleibt zu hoffen, dass die gesellschaftliche Solidarität in der Not ebenfalls steigt.

Bei der aktuellen Preisfindung an den Ölbörsen spielen die skizzierten Gedanken zum Thema kaum eine Rolle. Momentan bleiben sogar Lieferausfälle aus Nigeria und Libyen unbewertet. Man könnte allenfalls den drastischen Lockdowns in China aufgrund rasant steigender Conora-Ansteckungen einen Anteil am Rückgang der Ölnotierungen zuschreiben. Hauptsächlich wird die Bewegung aber von einem Lösen der jüngsten spekulativen Blase angefacht.

Öllieferungen aus Russland fallen bereits gegenwärtig aus, obwohl diese nicht direkt sanktioniert sind. Sanktioniert sind indes einige Zahlungswege. Dieser Umstand und die bloße Aussicht auf weitere Sanktionen reichen aus, um Händler vom Handel mit russischer Ware abzuhalten. In dieser Lage können die Ölpreise jederzeit wieder hochkochen.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 96,92 Dollar und das Barrel Brent zu 100,75 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 899,50 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9091 Euro. Damit kostet der Euro 1,0997 Dollar.

Nationaler Markt

Mit etwas Verzögerung kommen die Heizölpreise nun in einen Abwärtslauf, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Sie folgen damit den Vorgaben der internationalen Ölbörsen. Da die Ursachen für die vorangegangene Preisexplosion keinesfalls gelöst sind und kurzfristig auch nicht gelöst werden, muss jederzeit mit einer Rückkehr des Preisanstiegs gerechnet werden.

Im Binnenmarkt für Heizöl ist das Bestellaufkommen aufgrund der extrem hohen Preise zum Erliegen gekommen. Stattdessen ist die Hoffnung auf tiefere Preise zurückgekehrt. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf niedrigem Niveau für die Kaufintensität, das andere einem geradezu übermütigen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.

Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Sie Heizöl benötigen, sollten Sie die temporäre Abwärtsbewegung für einen Kauf nutzen.

Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil