Internationaler Markt

Der Verlust der Ölpreisbindung an den eigenen Markt setzt sich fort. Die Turbulenzen im Finanzsystem degradieren das Verhältnis von Angebot und Nachfrage, das in einem intakten Markt den originären Preisimpuls darstellt, auf einen hinteren Rang der Bewertungskriterien. Gehandelt wird stattdessen eine Melange aus Unwissenheit und Angst. Die Börsen sind derzeit ein psychologisches Horrorkabinett.

Die vor Kurzem noch gültige Geschichte von der knappen globalen Ölversorgung, die spätestens mit der wirtschaftlichen Genesung Chinas virulent werden sollte, bekam einen Knacks, weil Russland als bedeutender Ölversorger keinesfalls ausfällt. Darüber hinaus zeigen sich in China weiterhin vereinzelte Bremsspuren, die eine strahlende Entwicklung stören. Diese Umstände führen zu einer deutlich entspannteren Einschätzung des Ölmarkts.

Dieser Markt ist seit Monaten nicht mehr Herr seiner selbst. Er wird von allgemeinen Rezessionssorgen und Zinsängsten überwältigt, die die Preisbildung phasenweise dominieren. Aber selbst diese Fremdbestimmung ist heute nachrangig. Das beherrschende Thema ist nun der Zustand der Geschäftsbanken. Einige von ihnen leiden offensichtlich unter der Last, die ihnen die schnelle Anhebung der Leitzinsen bereitet. Ihre Modelle der Geldanlage gerieten dadurch in Schieflage. In einigen Fällen sind Insolvenzen unvermeidbar. Das betrifft in erster Linie US-Banken. Bei der europäischen Krisenbank Crédit Suisse gibt es anders gelagerte Probleme, die allerdings zum gleichen Ergebnis wie in den USA führen. Die konkreten öffentlich gewordenen Unregelmäßigkeiten sind schwerwiegend. Gleichwohl wirkt ihre börsliche Bewertung übertrieben. Die ist nur mit einer viel tiefer liegenden Verunsicherung der Finanzszene zum eigenen Soziotop zu erklären. Wieder einmal traut keiner keinem in einem durch Politik und Notenbanken fehlgeleiteten System, das seinem Spitzenpersonal unbeschreibbare Selbstbereicherung erlaubt. Dieser Umstand versetzt Finanzjongleure in die Stimmung zu Zeiten des Lehman-Zusammenbruchs 2008.

Nun fallen die Ölpreise rasant. Das wäre der Moment, an dem die OPEC-Plus mit zusätzlichen Fördereinschränkungen Schlimmeres zu verhindern sucht. Aktuell geschieht das nicht. Vermutlich ist ihren Managern klar, dass sie die Aufmerksamkeit derzeit nicht auf sich ziehen können. Die Musik spielt derzeit im Bankenzirkus. Dort wird gerade ein hoch emotionales Stück gegeben, das das öffentliche Interesse der reichen westlichen Welt bindet. Dem haben sich auch die Ölpreise zu fügen.

Auf einem Nebenschauplatz streiten sich EU und G7 angesichts des Ölpreisverfalls über die Höhe der Preisdeckel auf russisches Rohöl und Ölprodukte. Dieser Deckel verfehlt nach Meinung besonders Russland-kritischer Staaten seine geplante Wirkung. Die USA sind nicht amüsiert, sich mit dem Thema beschäftigen zu müssen. In Frankreich ist die Versorgung mit Kraft- und Brennstoffen bedroht, weil mal wieder Streiks an den Raffinerien anstehen. Der Preiseinfluss beider Aspekte wird in diesen Tagen homöopathische Ausmaße haben.

An den Börsen geht es weiterhin abwärts. Die Ölnotierungen verloren vergangenen Freitag deutlich an Wert. Heute Morgen setzt sich die Bewegung beschleunigt fort.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 64,92 Dollar und das Barrel Brent zu 70,91 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 748,75 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9382 Euro. Damit kostet der Euro 1,0655 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise haben die Abwärtsbewegung wiederentdeckt, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Der Abgang wurde dem Markt von außen diktiert. Über seine Dauer kann man nur spekulieren. Wenn der Spuk im Geld- und Finanzsystem vorüber ist, wird Heizöl wieder teurer werden.

Im Binnenmarkt ist das Bestellaufkommen trotz der fallenden Preise übersichtlich. Die Lieferzeiten drohen nicht davonzulaufen. Gleichzeitig wird die Hoffnung auf günstigere Heizölpreise immer größer. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf sehr starken Mehrheitswert für die Erwartung für fallende Heizölpreise.

Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Ihr Tank es verlangt, sollten Sie einfach kaufen.

Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl noch nicht verboten ist. Gesetzlich gilt das jetzt und über 2026 hinaus. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser. Über andere gesetzliche Regeln wird derzeit trefflich gestritten. Weitere Informationen.

Vorsorglich empfehlen wir aber allen potenziell überforderten Betroffenen, sich umgehend um die Installation einer neuen Ölbrennwertheizung zu kümmern. Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil