Internationaler Markt

Der Anstieg der Ölnotierungen setzte sich gestern fort. Er trotzt mäßigen Konjunkturprogosen und einer gedämpften Ölnachfrage. Getrieben wird die bullische Bewegung von der Freude über das Ende der Zinsanhebungen in den USA. Das ist keineswegs amtlich. Finanzjongleure glauben lediglich, den Chef der US-Notenbank (Fed), Jerome Powell, entsprechend verstanden zu haben. Zudem sehen sie, dass viele Regionalbanken, die unterhalb der staatlichen Regulierungsschwelle operieren, durch die sehr schnell angehobenen Leitzinsen in Schwierigkeiten kommen. Ihre risikoanfälligen Geschäftsmodelle vertragen ein solches Zinsregime nicht.

Möglicherweise ist Powell sogar gezwungen, die Zinsen wieder zu senken, um eine Welle des Bankensterbens zu vermeiden. Dieses Problem hatte die Fed in ihrer totalen Fokussierung auf Inflationsbekämpfung offensichtlich unterschätzt. Sollte es tatsächlich so weit kommen, würde sich die Inflation definitiv als Langfristproblem entpuppen. Die üppigen staatlichen Finanzhilfen, die die Regierung derzeit ausschüttet, würden sich dann als Öl im Inflationsfeuer erweisen und die Angelegenheit noch weit in die Zukunft tragen.

Über die Schulden der Regierung wird im politischen Washington wieder einmal unerbittlich gestritten. Die von den Republikanern verweigerte Anhebung der Obergrenze könnte im Juni zur Zahlungsunfähigkeit des Landes führen. Die Sache ist ein Stimmungstöter für die Finanzszene. Allerdings rechnet niemand damit, dass es zum Äußersten kommt. Bisher wurde kurz vor oder nach Toresschluss immer ein bitterer Kompromiss gefunden.

Bullische Impulse gibt es auch von der Angebotsseite. Beim Ausfall kurdischen Öls aus dem Irak ist nach wie vor kein Ende in Sicht. Gleiches gilt für Lieferungen aus Nigeria. Das Land ist einfach nicht in der Lage, sein gesamtes Ölpotenzial dauerhaft abzurufen. Kanadische Öllieferungen sind ebenfalls reduziert, weil die Ölsandindustrie in Alberta ihre Produktion aufgrund unkontrollierter Waldbrände nennenswert drosseln muss. Die Vereinigten Arabischen Emirate wollen im Mai und Juni die ersten Tranchen der angekündigten Kürzungen der OPEC-Plus realisieren.

Bullisch kann man auch die Entwicklung Indiens interpretieren. Hier ist es die Nachfrageseite, die die Stimmung macht. Der Kraftstoffbedarf zeigt sich aktuell zwar ambivalent. Eindeutig bullisch ist indes die Dieselnachfrage. Sie hat im April ein weiteres Rekordhoch markiert. Es zeigt, dass die gewerbliche Wirtschaft des Landes boomt.

Die konkreten Aspekte sprechen für eine Fortsetzung des Ölpreisanstiegs. Dennoch bilden sich diese nicht in den tiefen Überzeugungen der Ölbroker ab. Die Preisbewegung wirkt eher wie ein bullisches Intermezzo in einer bärischen Grundkonstellation. Genau so stellt sich auch die Lage an den Ölbörsen heute Morgen dar. Die Notierungen zappeln mit einem leichten Abwärtsdrift vor sich hin.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 72,69 Dollar und das Barrel Brent zu 76,51 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 685,50 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9102 Euro. Damit kostet der Euro 1,0984 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise steigen immer noch, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Der Unterschied zu gestern ist allerdings gering. Die nach unten weisenden Trendkanäle sind nicht bedroht. Einzig das Gefälle der Jahresansicht könnte in Kürze eine Reduzierung verlangen. Von ihrem Jahrestief sind die Preise nun knapp 3 Cent pro Liter (bei einer 3.000 Liter Standardbestellung) entfernt. Wer einen Wiederaufstieg der Preise befürchtet, würde bei sofortigem Kauf also noch keinen nennenswerten Mehrbetrag bezahlen müssen.

Im Binnenmarkt kommen die Bestellungen sehr dynamisch herein. Die Hoffnung auf günstigere Heizölpreise wird indes schwächer. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere immer noch auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung für fallende Heizölpreise.

Das mathematische Tiefpreis-System wirft nur noch im Süden und Südosten Deutschlands Kaufsignale aus.

Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Ihr Tank Platz bietet, sollten Sie Heizöl kaufen.

Der Gesetzentwurf zur Zukunft der Heizungen wird nach wie vor wild und weitgehend unqualifiziert in Presse, Funk und Fernsehen diskutiert. Wunsch und Gefühl verhindern in den meisten Fällen eine nüchterne, zahlenbasierte Debatte. Diese Art der Auseinandersetzung scheint auch hinter den Türen des Regierungsapparats gängige Praxis zu sein. Immerhin scheint man mittlerweile mit einer unterminierten Betriebserlaubnis für jedwedes reparierbares Heizsystem Druck vom Kessel nehmen zu wollen.

Das Ende des Neueinbaus von Öl- und Gasheizungen ab dem 01.01.2024 scheint indes beschlossene Sache zu sein. Die von der Regierung angestrebte Unterbindung kreativer Technologien zur CO2-Reduzierung wird aber mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu führen, dass eine zukünftige Regierung das jetzt in Novellierung befindliche Gebäude Energie Gesetz (GEG) ein weiteres Mal novellieren wird.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil