Internationaler Markt

Es steckt sehr viel Hoffnung im Ölmarkt. Die liegt nun bei Produzenten und Finanzjongleuren. Sie erleben die Auferstehung der Preise. Die traumhaften Zeiten für Verbraucher, in denen sie beim Kauf von Öl sogar Geld dazu bekamen, sind hingegen Geschichte. Die Sätze betreffen den internationalen gewerblichen Handel. Für Heizölendverbraucher in Deutschland gelten andere Regeln, nämlich die des nationalen Markts.

Durch Fakten gerechtfertigt ist der Preisanstieg noch nicht. Dazu fehlt es weiterhin an entsprechender Nachfrage und an hinreichender Produktionskürzung der Anbieter. Im Mai liefen die ihren selbstgesteckten Zielen hinterher. Die Ankündigungen wurden zu 74 Prozent umgesetzt. Man kann davon ausgehen, dass der große Umfang der Kürzungen zu Anfangsproblemen führte. Im Juni sollte die Erfüllung der Vorgaben weit besser funktionieren.

Einen zarten Hinweis, dass das der Fall sein wird, liefert die OPEC-Allianz mit der Vorverlegung eines für kommende Woche geplanten Treffens auf diesen Donnerstag. Dabei geht es um die Verlängerung der ausgeweiteten Kürzungen, die ursprünglich bis Ende Juni laufen sollten. Ein Treffen wird üblicherweise nur dann anberaumt, wenn sich zuvor eine Einigung über die zu verhandelnden Punkte abzeichnet. Sollte die Andeutung wahr werden, dürften die Rohölpreise über 40 Dollar pro Barrel steigen.

Saudi-Arabien engagiert sich in der Angelegenheit sehr stark. Das Land braucht einen Rohölpreis von 84 Dollar bei normalem, das heißt höherem Nachfragevolumen als heute, um einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen zu können. Russland benötigt hingegen nur 40 Dollar. Da stoßen erkennbar zwei unterschiedliche Anforderungen aufeinander. Diese in Deckung zu bringen, war und ist sehr schwierig. Im März liefen die Verhandlungen noch aus dem Ruder und führten zu einem temporären Preiskrieg.

Hinderlich für einen weiteren Anstieg der Ölpreise ist der an der Causa Hongkong wiederaufgeflammte Handelsstreit zwischen USA und China. Die USA wollen der Sonderzone aufgrund der Eingliederung in das chinesische Rechtssystem wirtschaftliche Vorteile entziehen. Peking antwortet mit der Stornierung von Abnahmeverträgen für landwirtschaftliche Produkte aus den USA. Finanzjongleure entwickeln aus jedwedem Handelsstreit reflexartig eine Reduzierung der Ölnachfrage.

Ungeklärt ist derzeit die Lage in den Tanklagern, insbesondere in den USA. Zuletzt wuchsen die Bestände wieder überraschenderweise. Sobald die Einrichtungen an ihre Kapazitätsgrenze kommen, wird der physische Ölverkauf massiv behindert. Preisabsturz ist die zwangsläufige Folge.

An den Ölbörsen tendieren die Notierungen heute Morgen aufwärts. Gasöl, das Vorprodukt für Heizöl, bewegt sich erneut über der Marke von 300 Dollar pro Tonne.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 35,70 Dollar und das Barrel Brent zu 38,68 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 303,75 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8987 Euro. Damit kostet der Euro 1,124 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise steigen, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt. Sie folgen damit den Vorgaben des internationalen Markts, sie folgen aber auch ihren abwärts weisenden Trendkanälen. Dass die positive Stimmung der Ölszene diese Trends demnächst knacken kann, sollte nun mindestens ins Kalkül gezogen werden.

Grund für die Andersartigkeit der Trends auf internationaler und nationaler Ebene ist die vorausgegangene Phase vergleichsweise hoher Heizölpreise in Deutschland aufgrund des Kaufbooms. Der überforderte die nationale Logistik massiv und trieb die Margen des Handels in die Höhe. Heizöl wurde nie so günstig, wie die Weltmarktlage das nahelegte. Nun, da die Heizölnachfrage im Binnenmarkt schrumpft, kompensieren die inzwischen normalisierten Margen den internationalen Preisanstieg. Die Phase ist mittlerweile durchlaufen, so dass die Heizölpreise zukünftig wieder den Börsenvorgaben folgen werden.

Solange die Preise vergleichsweise günstig sind, wird das Interesse an Heizöl fortbestehen. Kunden kaufen tatsächlich noch rege. Die Logistik bleibt daher angespannt, zumal es noch sehr viel bestelltes Heizöl auszufahren gibt. Beobachter sehen einem möglichen Preisrückgang wechselhaft entgegen. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.

Die Heizölpreistrends sind Mutmacher für die Spekulation auf fallende Preise. In fast allen Zeitbereichen werden Abwärtsaussichten dargestellt. Einzig in der kurzfristigen Ansicht zeigt der Einfluss des knappen Angebots im Binnenmarkt einen wechselbereiten Trend.

Das Tiefpreis-System zeigt in einigen Regionen Deutschlands Kaufsignale.

Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Die Heizölpreise sind klare Kaufpreise.

Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.

Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil