Internationaler Markt

Als die Ölpreise Mitte vorletzter Woche aufwärts drehten, schienen die Ängste über eine globale Rezession zu verfliegen. Sie wurden durch Angebotssorgen ersetzt. Mittlerweile hat sich die Sicht auf die Dinge abermals gewendet. Die Rezessionsangst ist nach den Zinsankündigungen der führenden Notenbanken zurück. Die Angebotssorgen wurden relativiert.

Die schwerwiegendsten Gründe für eine Angebotsknappheit haben, wie im Fall Russlands nach Einführung von EU-Boykott und Preisdeckel, nicht gezündet oder wurden durch freundliche Umstände besänftigt. Russland bastelt immer noch an einer Antwort auf den Preisdeckel der G7. Die zu geben, ist nicht einfach, denn de facto ist der Deckel wirkungslos. Was man bereits ahnte, wurde inzwischen vom russischen Finanzministerium bestätig. Der Marktpreis für die wichtige Ölsorte Ural lag im Moment der Veröffentlichung deutlich unter 58 Dollar pro Barrel. Der Deckel wurde auf 60 Dollar festgesetzt. Jede Form russischer Revanche gegen den Westen würde dem Land somit mehr schaden als der aktuelle Preisdeckel.

Die Wirkung des Ausfalls der wichtigen Keystone-Pipeline zwischen Kanada und USA will das US-Energieministerium nun mit einer Freigabe von zwei Millionen Barrel Rohöl aus den strategischen Reserven des Landes lindern.

Zur Kältewelle, die die US-Schieferölproduktion behindert, gibt es den ersten Zwischenstand. In North Dakota liegen 20 Prozent der Produktion bracht. Im Gegensatz zu Texas ist der Stillstand hier in den Wintermonaten ein übliches Phänomen. Es löst sich von allein auf, wenn die Temperaturen wieder steigen. Finanzjongleure haben begriffen, dass das auch für Texas gilt und ihre bullischen Gelüste gebändigt.

Dem Zerstreuen von Angebotssorgen dient darüber hinaus die Meldung über die Fertigstellung des norwegischen Johan Sverdrup Felds. Von dort werden nun täglich fast dreiviertel Millionen Barrel Rohöl geliefert. Das Gros der Menge bleibt in Europa. Der erste Teil des Projekts wurde bereits 2019 mit einer Tagesleistung von einer halben Million Barrel fertiggestellt.

In Sachen Knappheitsbekämpfung ist die US-Regierung zusätzlich mit einem längerfristigen Programm unterwegs. Es basiert auf der Rückforderung von Öl, das zur Auflösung von Engpässen oder Hochpreisen aus den strategischen Reserven entnommen wurde. Nun, da die Reserven auf den niedrigsten Stand seit 1984 gefallen sind, soll die Rückführung angegangen werden. Hierzu gibt es eine Ausschreibung auf Festpreisbasis. Die angebotenen Preise bleiben unabhängig von Marktbewegungen so lange fix, bis die damit verknüpfte Menge geliefert ist. Das kann viele Monate dauern. Das Ansinnen der Regierung ist es, auf diese Weise einen Anreiz für die weitere Erhöhung der US-Produktionskapazitäten zu bieten.

Die höhere Produktion wird gebraucht, wenn China aufhört, seine Bevölkerung zum Corona-Schutz einzusperren, und sich wieder der Rolle einer Konjunkturlokomotive widmet. Das scheint nun tatsächlich der Plan zu sein. Noch wird die Angelegenheit von Finanzjongleuren zwar skeptisch beäugt, da die unzureichend geimpfte Bevölkerung durch einige Corona-Wellen hindurchmuss, um wieder frei agieren zu können. Dass das früher oder später der Fall sein wird, steht aber außer Frage.

An den Ölbörsen gaben die Notierungen Freitag bis zum Handelsschluss spürbar nach. Heute Morgen halten sie das Niveau mit deutlichen Ausschlägen nach oben und unten.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 74,46 Dollar und das Barrel Brent zu 79,35 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 892,75 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9399 Euro. Damit kostet der Euro 1,0638 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise bewegen sich kaum, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Ihre Trendkanäle bleiben aber unverändert bestehen. Darin werden weitere Abwärtsschritte angedeutet. Ob diese wirklich realisiert werden, weiß kein Mensch. Die Marktlage spricht immerhin dafür.

Auch wenn Ölheizer tendenziell geringer von Teuerung betroffen sind als Gas- und Stromheizer, ist die ungleiche staatliche Unterstützung für viele unter ihnen inakzeptabel und verlangt nach Gleichbehandlung. Das Begehren ist mittlerweile bis zur Bundesregierung vorgedrungen und trifft dort dem Vernehmen nach auf offene Ohren. Eine weitere Deckel-Baustelle wird sie angesichts der administrativen Schwierigkeiten, die in der Konstruktion von Gas- und Strompreisdeckel stecken, zwar nicht eröffnen. Sie ist aber bereit, pro Haushalt eine Hilfe von bis zu 2.000 Euro auszuschütten. Diese Hilfe muss im Gegensatz zur Gas- und Stromuntersützung allerdings beantragt werden. Näheres dazu finden Sie beispielsweise hier.

Aufgrund der aktuellen Preisbewegung ist das Bestellaufkommen im Hausbrandgeschäft eingebrochen. Anders sieht es für die Hoffnungen auf günstigere Heizölpreise aus. Sie steigt wieder. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem ordentlichen Mehrheitswert für die Erwartung für fallende Heizölpreise.

Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Verfolgen Sie die Preisentwicklung eng, um sich gegebenenfalls in einem noch günstigeren Moment eindecken zu können.

Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil