Internationaler Markt

Das EU-Embargo gegen die Einfuhr von russischem Rohöl auf dem Seeweg ist heute in Kraft getreten – zusammen mit dem Preisdeckel, den G7, Australien und die EU beschlossen haben. Am Ölmarkt sind die Trader auf angespannter Beobachterposition.

In letzter Minute einigten sich die EU-Mitgliedsstaaten am Freitag auf einen Preisdeckel von 60 US-Dollar je Barrel (159 Liter). G7 und Australien hatten signalisiert, dass man sich der europäischen Preisentscheidung anschließen würde. So ist es am Wochenende geschehen. In Kombination bewirken Embargo und Preisdeckel, dass ab heute kein russisches Rohöl mehr in EU-Häfen angelandet werden darf, das zu einem Preis oberhalb von 60 Dollar das Barrel gehandelt wird.

Dass es der EU doch noch gelungen ist, den Preisdeckel rechtzeitig mit Einführung des EU-Ölembargos auf den Weg zu bringen, verhindert wahrscheinlich einen starken Preisanstieg auf dem Weltmarkt. Jetzt hängt es jedoch von der russischen Reaktion ab, ob sich Rohöl in Zukunft verteuert.

Der Preisdeckel wird Russland den Zugang zu einem großen Teil der weltweiten Tankerflotte verstellen, sollte das Land sich nicht an die Preisgrenze halten. Das spricht zunächst durchaus für eine deutliche Wirkkraft. Denn zur Regelung gehört auch ein Verbot jeglicher Dienstleistung, die Russland beim Verkauf von Öl unterstützt, sofern die Preisgrenze von 60 Dollar je Barrel überschritten wird. Weder Reedereien noch Schiffsversicherer aus den G7 Staaten, Australien und der EU dürfen in diesem Fall Dienste für russische Ölexporte erbringen. Das dürfte auch Exporte nach China, Indien und Ägypten betreffen, da die meisten Versicherer und Reeder aus den am Preisdeckel beteiligten westlichen Staaten kommen.

Die Regelung soll Russland dazu zwingen, sein Rohöl künftig auf dem Weltmarkt unterhalb des Marktpreises zu verkaufen. Ziel ist, eine globale Preisentspannung. Damit einhergehend will der Westen Russlands Einnahmen aus dem Ölgeschäft beschneiden, sodass deutlich weniger Geld in der Kriegskasse landet.

Russland hat erneut bekräftigt, seine Lieferung eher zu stoppen, als sich an den Preisdeckel zu halten. Je nachdem, wie hoch die zurückgehaltenen Mengen ausfallen, könnte eine knappere Marktlage dann doch wieder an der Preisschraube drehen. Zudem gibt es Berichte, Russland habe ältere Tanker aufgekauft und arbeite daran, sich auch in Sachen Versicherung unabhängiger zu machen. Vorerst bleibt abzuwarten, ob und inwieweit Russland in der Lage ist, seine Drohungen wahr zu machen.

Die OPEC+ hat sich am Wochenende wie erwartet an der Preisdeckelentscheidung orientiert und bleibt bei ihrer Förderstrategie. Das beschloss die Allianz am Sonntag während ihres virtuellen Meetings. Die Mitglieder halten die aktuellen Kürzungen, die seit November bei 2 Millionen Barrel täglich liegen, für ausreichend, um die Preise am Weltmarkt in ihrem Sinne zu stabilisieren. Somit kommt von dieser Seite kein neuer bullischer Impuls.

Am ersten Tag ist die Wirkung des Ölembargos und Preisdeckels noch schwer greifbar. Entsprechend schwankend zeigen sich die Ölpreise zum Start in dieser Woche. Die Notierungen an den Ölbörsen glichen am frühen Morgen einen kurzen Preissprung aus, zu dem es in der Nacht am asiatischen Markt gekommen war. Zur Stunde zieht es Brent und WTI wieder aufwärts.

Das Barrel der US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht aktuell bei 81,07 Dollar. Die Nordseesorte Brent kostet 86,75 US-Dollar das Barrel. Eine Tonne Gasöl wird zu 916,00 Dollar gehandelt. Der US-Dollar kostet heute Morgen 0,9455 Euro. Damit ist der Euro 1,0571 Dollar wert.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise bewegen sich am Morgen kaum, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt. Mit Einführung des EU-Ölembargos und gerade noch rechtzeitigem Beschluss für einen Preisdeckel auf russisches Öl bleibt ein befürchteter Preisanstieg zunächst aus. Doch die Marktteilnehmer warten jetzt auf die Reaktion aus Russland.

Heizöl kostet im Binnenland zur Stunde durchschnittlich 121,20 Euro je 100 Liter bei einer Standardlieferung von 3000 Litern. Heizölkunden verhalten sich abwartend.

Das Schwarm-O-Meter für Heizöl zeigt eine sehr hohe Kaufbereitschaft. Es misst die tatsächlich aufgegebenen Bestellungen nach einer Preisanfrage. Gleichzeitig bleibt die Hoffnung auf einen Preisnachlass relativ hoch. In der tagesaktuellen Lesereinschätzung erwarten 72 Prozent künftig sinkende Preise.

Das mathematische Tiefpreis-System zeigt in einigen Regionen Deutschlands ein Kaufsignal.

Orientierungshilfe für alle Unentschlossenen: Beobachten Sie die Preisentwicklung engmaschig, wenn Sie auf einen noch günstigen Preismoment hoffen. In den kommenden Tagen wird es am internationalen Markt darum gehen, ob und wenn wie wirksam das Embargo und der Preisdeckel die globalen Ölpreise dämpfen können. Das dürfte sich auch im Binnenmarkt bemerkbar machen.

Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.

Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil