Internationaler Markt

Die Bundesregierung aktiviert die zweite Stufe des Gas-Notfallplans. Sie reagiert damit auf die Gefahr eines vollständigen Lieferstopps aus Russland. Die nun geltende Alarmstufe ist die Voraussetzung, bei Bedarf die dritte und letzte Stufe des Notfallplans auszurufen, die der Regierung die Rationierung von Gas erlaubt. Die Alarmstufe macht aber auch deutlich, dass bereits heute eine ernste Störung der Gasversorgung vorliegt. Sie wird die Gaspreise weiter in die Höhe treiben. In den Heizölpreisen wurde die Verkündung des nationalen Alarms gestern nicht widergespiegelt. Hier gelten in erster Linie die Vorgaben der internationalen Ölbörsen.

Die Ölpreise notieren derzeit zwar deutlich unter den Spitzenwerten, die am Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine aufgerufen wurden. Gleichwohl bereiten sie privaten und gewerblichen Verbrauchern diesseits und jenseits des Atlantiks Sorgen. In den USA ist der Unmut über hohe Spritpreise ein Politikum ersten Ranges. Er veranlasste die Regierung, die Spitzenvertreter der Ölbranche einzubestellen. Sie wurden mit dem Vorwurf konfrontiert, nicht genug für den Erhalt einer hinreichenden Raffineriekapazität zu tun und damit den Preisauftrieb bei Benzin, Diesel und Heizöl mitzuverantworten. In ihrer Replik machten die Ölmanager deutlich, dass sie unter dem Primat der kurzfristig angestrebten regenerativen Energieversorgung keine Investitionen in Anlagen mit Abschreibungszeiträumen von mehreren Jahrzehnten verantworten können. Exakt um solche Anlagen handelt es sich beispielsweise bei Raffinerien.

Lösungen konnten nach dem Gespräch nicht präsentiert werden. Man habe aber einen konstruktiven Dialog geführt, ließen die Parteien verlauten, in dem die Sachzwänge, unter denen wirtschaftliche Handlungen möglich sind, dargelegt wurden. Das betraf auch kurzfristige Erhöhungen der Produktionsvolumina durch reduzierte Umweltauflagen.

Derweil gaben die Ölpreise ein wenig nach, weil die Rohölbestände in den USA auf Wochensicht gestiegen sind. Ob das Folge der Freigabe strategischer Reserven oder der mangelhaften Raffineriekapazität ist, konnten Analysten nicht klären, weil die entsprechenden Daten nicht öffentlich zugänglich sind. Ursächlich ist ein Fehler im System des Energieministeriums.

Unpassend zur Lage plant die französische Gewerkschaft CGT einen Streik an den Total-Raffinerien, um Lohnforderungen durchzusetzen.

Während die westliche Welt und hier besonders Europa einem Energienotstand entgegensieht, der Wirtschaft und Zivilgesellschaft hart zu treffen droht, wird aus Russland verkündet, dass die Öllieferungen nach China und Indien beträchtlich wüchsen. Von einem Wirtschaftsberater des Weißen Hauses heißt es dazu, dass möglicherweise mehr russisches Öl in die beiden Länder fließt, als bisher angenommen wurde. Damit wird einmal mehr infrage gestellt, welcher Seite die harten Sanktionen des Westens gegen Russland mehr schaden. Die EU befindet sich in dieser Angelegenheit auf alle Fälle in einer außerordentlich schwachen Position. Sie animiert milliardenschwere Spekulanten bereits heute, gegen ihre Wirtschaft zu wetten.

An den Ölbörsen geht es heute Morgen ruhig zu. Die Notierungen halten ihr gestriges Durchschnittsniveau. Die Unsicherheit der Finanzjongleure, sich zwischen knapper Versorgung und rezessiver Wirtschaft zu positionieren, kommt damit gut zum Ausdruck.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 104,33 Dollar und das Barrel Brent zu 109,92 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 1.286,75 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9494 Euro. Damit kostet der Euro 1,0533 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise bewegen sich kaum, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Damit bleiben die aufwärts gerichteten Trendkanäle in den 3-, 6- und 12-Monats-Ansichten unangefochten intakt. Die Gegenposition zu dieser rein technischen Darstellung ist die Erwartung einer schweren Rezession der Weltwirtschaft. In dem Fall würden die Trends alsbald abwärts kippen. Sollte ein solches Ereignis nur Europa treffen, könnten das hierzulande einen doppelt negativen Effekt auslösen, wirtschaftliche Probleme und hohe Energiepreise.

Das aktuelle Bestellaufkommen für Heizöl ist erheblich gestiegen. Zuletzt war es sehr vom Auf und Ab der Preise und den damit verbundenen Hoffnungen auf günstige Kaufmomente geprägt. Nun scheint sich wieder Versorgungsangst zu verbreiten. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem übersichtlichen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.

Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Beobachten Sie die Preisentwicklung eng, um bei kurzfristigen Vergünstigungen handeln zu können.

Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil