Internationaler Markt

Der unberechenbare Präsident der USA, Illusionist und Magier der Märkte, hat der Welt gestern wieder einmal seine übernatürlichen Fähigkeiten demonstriert. Mit einem für ihn mühelosen Trick ließ der die Ölpreise im Handumdrehen um 40 Prozent in die Höhe schnellen. Er träumte öffentlich von einer Übereinkunft zwischen dem saudischen Kronprinz Mohammed bin Salman und Russlands Präsident Wladimir Putin, nach der ihre Länder zusammen 10 bis 15 Mio. Barrel Öl pro Tag aus dem Markt nehmen würden. Das entspricht einer Abschaltung von zwei Drittel der Produktionskapazitäten beider Länder. Ein möglicher Anteil der USA, weltgrößter Ölproduzent und Konkurrent, wurde nicht erwähnt.

Die präsidiale wie infantile Phantasie ist so eindrucksvoll wie irritierend. Noch irritierender ist allerdings, dass es Marktteilnehmer gibt, die auf den Bluff Geld setzen, und dass es Computerprogramme gibt, die das Börsentreiben unermesslich verstärken. Immerhin dauerte der Spuk nicht lange. Nach einer viertel Stunde war der gröbste Gewinn bereits annulliert.

Man könnte unken, dass der Präsident mit seiner Aktion einen enormen Spekulationsgewinn einfahren konnte. Das wäre pure Fiktion. Real ist immerhin die gestern bekundete Bereitschaft Saudi-Arabiens zur Abkehr von der gerade eingeführten unbegrenzten Förderung, wenn die ölproduzierenden G20-Länder mitmachen. Eine überschlägige Rechnung, wer wie viel drosseln müsste, zeigt schnell, dass die angestrebten 15 Mio. Barrel pro Tag realistischerweise nicht zu erreichen sind. Das liegt unter anderem daran, dass die Kartellgesetze der demokratischen Länder im G20-System staatliche Eingriffe ohne Gesetzesänderungen nicht zulassen.

Zweifelhaft ist darüber hinaus, dass der Entzug von 15 Mio. Barrel pro Tag derzeit einer Preisstabilisierung dienlich wäre, da die Überproduktion mittlerweile bis zu 35 Mio. Barrel pro Tag geschätzt wird.

Unter den drei globalen Hauptproduzenten, USA, Russland, Saudi-Arabien, ist die US-Ölindustrie aktuell die vulnerabelste. Die Selbstheilungskräfte der Marktwirtschaft drohen sie hinwegzufegen, da sie etwas produziert, was die Welt nicht braucht, zumindest nicht in diesem Moment und im produzierten Umfang. Selbstverständlich gilt es als sicher, dass die Fähigkeit der Ölförderung bald wieder benötigt wird.

Am solidesten steht Russland derzeit da. Das Land und seine Industrie sind wenig verschuldet, sein Volk ist störungserprobt. Das sind beste Voraussetzungen, um gut durch eine schwierige Phase zu kommen. Saudi-Arabien muss indes seine radikalisierbare Bevölkerung mit teuren Wohltaten besänftigen. Dafür sind höhere Ölerlöse bitter nötig. Sie sind nicht in Sicht.

In den USA wird derweil darum gerungen, wie die Ölindustrie gerettet werden kann. Man sinniert über Förderquoten und Bohrverbote, die gesetzlich nicht einfach realisiert werden können. Das gilt auch für staatliche Finanzhilfen zum Wohl einzelner Unternehmen.

Ursächlich für das Desaster der Ölindustrie ist die Nachfragezerstörung aufgrund der Maßnahmen gegen die Corona-Seuche. Der Ölmarkt zeigt beispielhaft, dass die Mainstream-Reaktion auf die Epidemie zu Folgeschäden führt, die langfristig vermutlich gravierender sein werden als die Seuche selbst. Diese Schäden werden sogar Länder treffen, die in der Krise besonnene Lösungen ohne kompletten Shutdown des öffentlichen Lebens wählten wie zum Beispiel Südkorea und Schweden.

Die Ölnotierungen tendieren heute Morgen höher als gestern. Dahinter verbirgt sich wahrscheinlich ein Rest Hoffnung, dass der Traum des US-Präsidenten doch funktionieren könnte. Vielleicht platzt der Traum heute endgültig, vielleicht geschieht etwas, das ihn aufrechterhält. Man darf spekulieren.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 25,00 Dollar und das Barrel Brent zu 30,74 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 298,25 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9258 Euro. Damit kostet der Euro 1,0798 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise zeigen ein Reaktiönchen auf die temporäre Preisexplosion an den Ölbörsen. Die Bewegung verläuft vollständig innerhalb der gültigen Trendkanäle, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt. Das dürfte auch für den weiteren Gang der Preise gelten.

Der deutsche Heizölmarkt hat immer noch Hochkonjunktur. Mit dem Monatswechsel nimmt die Bestellwelle wieder zu, obwohl sehr viele Kunden tiefere Heizölpreise erwarten. Heizölhändler werden der Lage kaum Herr. Viele von ihnen haben sich temporär aus dem Internetgeschäft zurückgezogen, um nicht noch mehr Aufträge zu bekommen. Die Lage lässt derzeit hohe Verdienstspannen zu.

Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf höchstem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem sozialistischen Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.

Die Heizölpreistrends sind Mutmacher für die Spekulation auf fallende Preise. In fast allen Zeitbereichen werden Abwärtsaussichten dargestellt. Einzig in der kurzfristigen Ansicht zeigt der Einfluss des knappen Angebots im Binnenmarkt einen wechselbereiten Trend.

Das Tiefpreis-System zeigt im Norden und Westen der Republik Kaufsignale.

Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Die günstigen Heizölpreise sind eindeutig Kaufpreise. Aber der Preisverfall ist wahrscheinlich noch nicht zu Ende. Die Spekulation auf weiteren Abgang könnte sich auszahlen.

Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.

Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil