Internationaler Markt

Die Versorgungslage am Ölmarkt erweist sich trotz des Boykotts russischer und iranischer Öllieferungen durch EU, USA, Japan, Großbritannien, Kanada und Australien als auskömmlich. Das war angesichts reduzierter Förderkapazitäten in Folge der Corona-Pandemie alles andere als selbstverständlich und es ist die Voraussetzung, die beabsichtigte ökonomische Schwächung der sanktionierten Staaten zu erzielen. Diese wird weniger durch nicht abgenommene Ölmengen als vielmehr durch den Zwang, Öl billig abzugeben, hervorgerufen. Dieser Zwang existiert nur in einem hinreichend versorgten Markt. Bei knapper Versorgungslage führt jede weitere Verknappung zu stark steigenden Preisen, die den Verlust aus nicht verkauftem Öl überkompensieren würde. In diesem Fall wären die Boykotteure die geschwächte Partei.

Russland verkauft sein Rohöl der Marke Urals derzeit zu einem durchschnittlichen Preis von knapp 47 Dollar, wie aus Daten des russischen Finanzministeriums hervorgeht. Es ist der niedrigste Preis seit dem Höhepunkt der Corona-Pandemie. Auf Basis des Urals-Preises werden diverse Steuern und Zölle festgelegt, die eine wesentliche Einnahmeposition im Staatshaushalt darstellen. Budgetiert wurde bisher auf Grundlage eines Ölpreises von 70 Dollar. Die defizitäre Wirkung des verminderten Preises wird durch geringere Verkaufsmengen verstärkt. Die Sanktionen reißen also tatsächlich ein Loch in die russische Kriegskasse. Glück für die Sanktionäre. Leider wird der Einnahmeverlust keine direkte Wirkung auf den Kriegsverlauf in der Ukraine haben. Der hängt nicht von Deviseneinnahmen ab.

Gleiches gilt für die Sanktionen gegen den Iran. Weder das Regime noch das Atomprogramm des Landes werden dadurch spürbar geschwächt. Gestärkt wird indes die Kreativität im Verdunkeln und Verwischen von Spuren unerlaubter Warenströme. Teheran beherrscht das Metier nach jahrelangem Umgang mit Sanktionen recht gut und scheint sein Wissen gern an Russland weiterzugeben. Auf dem Gebiet von Öllieferungen steht beiden Ländern mit China ein willfähriger Abnehmer mit großem Öldurst zur Verfügung. Gemeinsam stellen sie die Absichten der Boykotteure ad absurdum. Ihr einziger Lichtblick der neuen Lage ist die Tatsache, dass Iran und Russland als verdeckte Ölanbieter nun um die Gunst der Käufer konkurrieren. Das drückt die Preise und schwächt die Einnahmen. Vorteil China.

Russland kommt beim Verlust seines Exportvolumens immer noch recht glimpflich davon. Gleiches gilt für den damit verbundenen Produktionseinbruch. Der Iran hat über die Sanktionsjahre rund ein Viertel seines Produktionsvolumens aufgeben müssen.

Ob die preisliche Lage weiterhin günstig im Sinn der Boykotteure bleibt, hängt nun wesentlich von der Entwicklung Chinas ab. Mit der Abkehr von der Null-Covid-Politik ist eine noch unübersichtliche Entwicklung in Gang gesetzt worden. Aktuell führt sie zu einer starken Nachfrage nach Kraftstoffen, weil sich rund zwei Milliarden Menschen zu den Neujahrsfeierlichkeiten auf Reisen begeben werden. Wie und mit welchen Konsequenzen sich das auf die Corona-Welle auswirken wird, weiß derzeit niemand. Es wäre mindestens vermessen, den momentanen Mehrbedarf an Öl als nachhaltig zu verbuchen.

An den Ölbörsen ist heute Morgen kein besonderes Eingehen auf die Situation zu erkennen. Das mag nicht zuletzt auch daran liegen, dass die Rezessionssorgen zwar reduziert aber keinesfalls überwunden sind. Die Notierungen schwingen auf ähnlichem Niveau wie gestern Früh.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 79,08 Dollar und das Barrel Brent zu 84,45 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 934,75 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9228 Euro. Damit kostet der Euro 1,0837 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise dümpeln seit Tagen recht unbewegt vor sich hin, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Das geschieht vollständig in den Grenzen der Trendkanäle. Sie können also weiterhin als richtungsgebend angesehen werden. In der 3-Jahres-Ansicht wird allerdings deutlich, dass die langfristige Preisentwicklung noch vollkommen offen ist. Irgendein Ereignis wird eines Tages für Klarheit sorgen und einen eindeutigen Trend einfordern.

Der Binnenmarkt gab Zeichen, wieder zu erwachen. Das Bestellaufkommen im Hausbrandgeschäft belebte sich kurz deutlich. Noch wirkt die Bewegung allerdings erratisch. Eindeutig ist indes die sehr lebendige Hoffnung auf günstigere Heizölpreise. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung für fallende Heizölpreise.

Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Verfolgen Sie die Preisentwicklung eng, um sich gegebenenfalls in einem günstigeren Moment eindecken zu können.

Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser. Weitere Informationen.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil