Internationaler Markt
Die Offshore-Förderung der US-Ölindustrie liegt seit Durchzug des Hurrikans Ida immer noch zu fast 44 Prozent still. Und nun erzwingt Hurrikan Nicholas bereits neue Abschaltungen an Ölplattformen. Abermals hat es den Anschein, dass die Maßnahmen schnell überwunden werden können. Das meinte man nach Abzug von Ida auch. Das Gegenteil stellte sich heraus.
Nicholas hat das Festland allerdings fast erreicht. Weitere Abschaltungen auf See sollten damit nicht mehr erfolgen. Da sich der Hurrikan sehr langsam bewegt, muss nun mit dem Erguss außerordentlich großer Wassermassen an Land gerechnet werden. Strom- und Raffinerieausfälle werden sich kaum vermeiden lassen. Die Dauer des Starkregens beeinflusst zudem die Dauer des Wiederaufbaus.
Allein diese beiden Hurrikane der laufenden Saison fügen der US-Ölproduktion größere Schäden zu als manche vollständige Hurrikan-Saison der letzten Jahre. Diese Schäden treffen auf einen ohnehin knapp versorgten Markt. Derweil erholt sich die globale Nachfrage recht gut durch die Lockerung der Corona-Maßnahmen. Mittlerweile verbreitet sich hierzu sogar Optimismus, obwohl immer wieder regionale Lockdowns im asiatischen Raum angeordnet werden. Ausdruck findet er durch eine erhöhte Nachfrageprognose für dieses und das kommende Jahr im aktuellen Monatsbericht der OPEC und natürlich in den steigenden Ölnotierungen an den Börsen.
Vor diesem Hintergrund kann jede kleine Versorgungsstörung eine bullische Preisreaktion hervorrufen. Eine solche Störung liegt seit einigen Tagen an der Erdölleitung der Freundschaft (Druschba-Pipeline) vor. Durch sie wird unter anderem die Raffinerie im brandenburgischen Schwedt mit russischem Rohöl versorgt. Ein Stromausfall legte den Raffineriebetrieb lahm und erzwang Stillstände entlang der gesamten Versorgungsstrecke. Der Pipelinebetreiber meldete zudem Sturmwarnungen für baltische Häfen, die ebenfalls von ihm versorgt werden und gegebenenfalls einen Teil des Ausfalls abfedern könnten. Die Wiederinbetriebnahme der Erdölleitung soll heute erfolgen.
An den Ölbörsen verfestigt sich die bullische Stimmung. Heute Morgen starteten die Notierungen bereits wieder mit einem Plus in den Tag. Derzeit gibt es keine Anzeichen, die das Blatt wenden könnten.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 71,03 Dollar und das Barrel Brent zu 74,06 Dollar Preise. Die Tonne Gasöl kostet 619,25 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8459 Euro. Damit kostet der Euro 1,1819 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise steigen weiter, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Sie festigen die Aufwärtstrends in den für Käufe relevanten Zeitbereichen Stück für Stück. Die Aussichten für niedrigere Heizölpreise werden immer schlechter. Im Verlauf dieses Jahres kommt der Aufwärtsdrang noch vom Weltmarkt, dessen Versorgung als knapp eingestuft wird. Das folgende Jahr beginnt mit der planmäßigen Erhöhung der CO2-Steuer im Binnenmarkt.
Das Heizölgeschäft in Deutschland ist belebt. Heizölbestellungen kommen flott herein. Die Hoffnung auf fallende Preise sinkt indes weiter. Sie ist in diesem Jahr sehr volatil. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem Minderheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.
Die Trendkanäle für die Heizölpreisentwicklung geben keinen Grund zur Preiszuversicht. In den drei kürzeren Zeitbereichen liegen Aufwärtstrends vor. Die weiter in die Zukunft gerichteten Zeitbereiche verharren noch in Abwärtstrends. Sie werden allerdings Jahr für Jahr durch die Erhöhung der CO2-Steuer vom reinen Marktgeschehen entkoppelt.
Unser Satz für alle Unentschlossenen lautet: Es ist zunehmend riskant, auf bessere Preise zu spekulieren.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser. Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil