Internationaler Markt

Gasöl ist in Europa das Vorprodukt für Heizöl. Die Börsennotierungen für dieses Produkt verlieren seit einem Monat an Wert mit einer positiven Wirkung auf die Heizölpreise. Im gleichen Zeitraum durchliefen die Rohölnotierungen eine Parabelkurve, die sie, Stand heute, ungefähr auf das Anfangsniveau zurückgeführt hat. Bemerkenswert an den Preisbewegungen ist, dass sie nicht der fundamentalen Marktlage beider Produkte entsprechen oder dem, was man für die fundamentale Marktlage hält. Der Ölmarkt hat zwar sehr viele Fakten zu bieten, gleichwohl steckt er permanent in einem faktischen Nebel unterschiedlicher Intensität, der trefflich für Spekulation geeignet ist.

Die globale Rohölversorgung ist alles andere als üppig. Sie ist aber allemal besser als die Gasölversorgung. Das liegt an zu geringen Raffineriekapazitäten. Einige alte Anlagen sind der Corona-Krise zum Opfer gefallen. Ein Ersatz steht noch nicht zur Verfügung. Dort, wo man sich für die Abkehr von fossilen Energieträgern entschieden hat, wird es ihn auch nicht mehr geben. So etwa lautet der konsensfähige Lagebricht zum Ölmarkt. Man kann ihm glauben, man muss es aber nicht. Die Verwerfungen um die neuen Wege russischen Rohöls und russischer Ölprodukte verdichten den ohnehin vorhandenen Nebel zusätzlich.

Die Suche nach einer Erklärung für die konträren Preisbewegungen führt bisher auf eine simple Spur. Sie weist dem Rückgang der Gasölnotierungen eine Auflösung von spekulativer Übertreibung zu. Die hatte Anfang Oktober ihren Höhepunkt erreicht und kehrt nun auf ein plausibleres Niveau zurück. Während diese Bewegung noch nicht abgeschlossen ist, wird bei den Rohölnotierungen bereits der Mengenverlust des im Dezember in Kraft tretenden EU-Boykotts gegen Russland eingepreist. Perspektivisch sollten beiden Preisbewegung zur Kohärenz zurückkehren und dann gemeinsam steigen, weil sie sich bei weiterer Reduktion des Rohölangebots in einem angeglichenen Knappheitsregime befinden.

Eine Gegenposition zu dieser Knappheit ist die chinesische Corona-Politik mit ihren wiederkehrenden Lockdowns. Sie reduzieren die Ölnachfrage. Es gibt immer wieder Spekulationen über ein Ende dieser Politik, die für kurzfristigen Preisauftrieb sorgen.

Russland trifft gegenwärtig Vorbereitungen für den EU-Boykott. Es verschifft aktuell so viel Öl wie selten zuvor. Dabei werden die Zielorte der Tanker häufig im Unklaren gelassen. Zudem kommt es zu Umladungen der Fracht. Diese hinreichend bekannte Praxis, sie wurde in den letzten Jahren vom Iran perfektioniert, dient dem Ziel, auch während des Boykotts Öl in die Welt liefern zu können. Man kann davon ausgehen, dass das gelingen wird und dass russisches Öl dabei sogar unbemerkt in die EU gelangen wird. Der faktische Nebel im Ölmarkt wird somit dichter. Spekulative Einschätzungen werden zunehmen.

An den Ölbörsen setzt sich derweil das gestrige Bild fort. Während die Rohölnotierungen seitwärts tendieren, zeigen die Gasölnotierungen einen leichten Abwärtsdrang.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 91,38 Dollar und das Barrel Brent zu 97,63 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 1.059,50 Dollar. Der US-Dollar kostet 1,0008 Euro. Damit kostet der Euro 0,9989 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise zieht es weiter abwärts, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Nachdem die Bewegung zuletzt eine starke nationale Komponente trug, machen sich darin nun wieder internationale Vorgaben bemerkbar. In der gewohnten Verfassung befindet sich der Binnenmarkt aber noch nicht. Das wird am untypischen Preisgefälle zwischen Nord- und Süddeutschland deutlich. Offenkundig ist Öl dort, wo es früher ausreichend zu beziehen war, nun knapper vorhanden. Der Brennstoffmarkt ist hiervon stärker betroffen als der Kraftstoffmarkt.

Das Bestellaufkommen im Hausbrandgeschäft ist mit dem Preisrückgang deutlich gestiegen. Unbenommen dessen steigt auch die Hoffnung auf günstigere Heizölpreise. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung für fallende Heizölpreise.

Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Verfolgen Sie die Preisentwicklung eng, um sich gegebenenfalls in einem noch günstigeren Moment eindecken zu können.

Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser. Weitere Informationen.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil