Internationaler Markt

Der Auftritt des amerikanischen Präsidenten gestern vor der UN-Vollversammlung soll dem Vernehmen nach stimmungsvoll gewesen sein. Es wurde geraunt und gelacht. Die von ihm vorgetragene Forderung, die OPEC möge mehr Öl produzieren, um den Ausfall iranischer Lieferungen zu kompensieren und den aktuellen Preisanstieg zu verhindern, war so eine Nummer, die das Auditorium aus diplomatischen Gründen kabarettistisch verstand.

Die OPEC müsste bei vollständiger Einstellung iranischer Ölexporte, diese ist von der US-Regierung mit den Sanktionen angestrebt, die gesamte Reservekapazität einsetzen, um das fehlende Öl rechnerisch zu kompensieren. Eine beruhigende Wirkung auf die Preise wäre davon kaum zu erwarten, da das Kartell in dem Fall keine weitere Störung mehr ausgleichen könnte. Täglich würde ein Systemversagen drohen.

Die preistreibenden Fehlmengen müssen im Wesentlichen von den USA, dem Verursacher des Problems, ersetzt werden, entweder aus ihrer Ölförderung oder aus ihren strategischen Ölreserven. Die Förderung könnte in der Tat einen großen Beitrag leisten, wenn die entsprechende Transportstruktur in Form von Pipelines vorhanden wäre. Mit dem Bau hängt das Land aber weit zurück.

Nach aktueller Meinung vieler Spekulanten ist die Versorgung derzeit knapp. Deshalb ist ihre bullische Haltung erfolgreich. Ob die Meinung der Realität entspricht, ist wie so oft im Ölmarkt nicht erwiesen. Es gibt gegenteilige Meinungen, die den Markt ausgewogen versorgt sehen. Viele OPEC-Vertreter sind dieser Ansicht (siehe Kommentar gestern) und es ist die Meinung bei Goldman & Sachs, der einflussreichen Spekulationsgesellschaft. Ob deren Meinung authentisch ist oder ob ihr ein spekulatives Kalkül zugrunde liegt, weiß man nicht. Zweites liegt durchaus auf der Hand, da die streng bullische Meinung bereits durch deren Wettbewerb besetzt ist. Daher bietet sich eine konträre Einstellung als Abgrenzung an.

Die Goldmänner glauben, dass die OPEC und die strategischen US-Lager die Kompensation solide leisten können. Daher werde der Ölpreis für die Sorte Brent wieder in den Korridor zwischen 70 und 80 Dollar pro Barrel zurückfallen. Viele Verbraucher folgen diesem Glauben sicher gern. Aber Vorsicht, er ist nicht altruistischer Natur, sondern als Geschäftsidee in die Welt gesetzt.

Die Ölnotierungen kletterten gestern weiter aufwärts, verloren gegen Abend aber einen Teil ihrer Gewinne. Heute Morgen beobachten wir an den Börsen erneut einen Aufstiegsversuch. Seine Nagelprobe erfährt er am Nachmittag mit der Veröffentlichung der US-Bestandsdaten.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 72,26 Dollar und das Barrel Brent zu 82,02 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 713,75 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8496 Euro. Damit kostet der Euro 1,1766 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise befinden sich in einem doppelten Aufwärtsmodus, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt. Zum einen folgen sie ihren jeweiligen Trendkanälen, die allesamt in den relevanten Zeitbereichen aufwärtsstreben. Zum anderen steigen sie innerhalb dieser Trends wieder an, nachdem der Boden in der 3-Monats-Ansicht berührt wurde.

Das Heizölgeschäft im Binnenmarkt brummt. Viele Kunden sehen die Preisentwicklung besorgt und ordern Heizöl. Achtung: Es wird zu längeren Lieferzeiten kommen, einerseits wegen der Orderflut und andererseits wegen der angespannten Versorgungslage aufgrund niedriger Pegelstände auf den Wasserstraßen sowie Ausfällen einiger Raffinerien. Unter Preisbeobachtern schwindet der Glaube an günstigeres Heizöl dahin. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Lage entsprechend an. Das eine steht auf höchstem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem sehr knappen Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.

Die Preistrends geben Verbrauchern keinen Grund zur Hoffnung auf Besserung. In den verschiedenen Zeitstufen treten fünfmal Aufwärts und nur einmal Abwärts auf. Man muss bis zur Zehn-Jahres-Ansicht klicken, um Abwärts zu finden. Und selbst dort wirkt es nicht überzeugend, da die negative Steigung ständig aufwärts korrigiert werden muss.

Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Sie keine spekulativ eingestellte Persönlichkeit sind, sollten Sie sich durch einen Kauf Ruhe verschaffen. Spekulanten mögen indes auf eine Besserung der Wasserstände und eine Umkehr des Trends in einer unsicheren Zukunft setzen. Dazu brauchen sie in erster Linie Geduld (ggf. bis ins kommende Jahr) und die Größe, das Risiko einer Fehlspekulation zu ertragen.

Um die Heizölpreisentwicklung optimal ausnutzen zu können, sollten Sie genau wissen, wie viel Platz in Ihrem Tank ist. Unser e-Peilstab hilft Ihnen dabei. Mit ihm können Sie Ihren nächsten Heizölkauf noch besser planen.

Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil