Internationaler Markt

Gestern trat der EU-Boykott gegen russische Ölprodukte in Kraft. Dabei handelt es sich hauptsächlich um die Mitteldestillate Heizöl, Diesel und Kerosin. Die Maßnahme wird um einen Preisdeckel der G7-Staaten ergänzt, der dem Beispiel des Rohölpreisdeckels folgt. Als Grenzpreise wurden Aufschläge gegenüber Rohöl von 45 Dollar pro Barrel für Brennstoffe und 100 Dollar pro Barrel für Kraftstoffe festgelegt. Das entspricht derzeit einem Gasölpreis von circa 820 Euro pro Tonne und einem Dieselpreis von circa 1.200 Euro pro Tonne.

Der sehr hoch angesetzte Deckel für Kraftstoffe spiegelt die Sorge vor einer Kerosinverknappung wider, die sich aktuell beispielsweise in China als Folge der zurückgewonnenen Reisefreiheit abzeichnet. Damit verbunden ist die Hoffnung auf einen generellen Schub für die chinesische und die globale Konjunktur. An ihrer möglichen Realisierung scheiden sich derzeit allerdings die Meinungen der Prognostiker. Einig ist man sich indes, dass ein mögliches Ölnachfragewachstum in diesem mindestens zur Hälfte auf das Konto Chinas gehen würde.

Da der Ölmarkt in diesem Moment nicht gestresst gesehen wird, gehen die Einführung von Boykott und Preisdeckel auf Raffinerieprodukte ohne preisliche Verwerfung über die Bühne. Sie folgen damit dem Beispiel von Rohöl Anfang Dezember. Die Sorge vor Preisexzessen erwies sich damals als unbegründet. Mittlerweile wissen wir, dass das boykottierte russische Öl keinesfalls in oder auf russischem Boden verkommt, sondern auf neuen Wegen zu vornehmlich asiatischen Kunden gelangt. Die befürchtete Verknappung des globalen Ölangebots bleibt aus. Das wird nun auch bezüglich der Brenn- und Kraftstoffe erwartet.

Ein wesentliches Element für das entspannte Preisgeschehen ist der nach wie vor hoch aufgehängte Verdacht einer anrollenden Rezession. Hierbei handelt es sich weit mehr um eine Geisteshaltung als um eine faktische Lage, wie sie zu einem bestimmten Zeitpunkt auf dem Ölmarkt durch Angebot und Nachfrage nachgewiesen werden kann. Letztes gelingt auch nicht wissenschaftlich genau aber immerhin kaufmännisch hinreichend. Die Preisbildung folgt beiden Sichtweisen, der Geisteshaltung und dem Faktischen, wobei mal die eine, mal die andere dominiert. Aktuell erweckt die hohe Beschäftigung in den USA erneute Inflationsängste, weil sie die Notenbank zu weiteren harten Zinserhöhungen zwingen könnte.

Nach einem kräftigen Abgang der Ölnotierungen Freitagabend, pendeln sie zum Wochenstart mal wieder seitwärts. Dabei halten sie das erreichte Niveau. Weiter abwärts driftende Notierungen am späten Nachmittag würden das Bild bestätigen, das die Ölbörsen in diesen Tagen überwiegend abgeben.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 73,80 Dollar und das Barrel Brent zu 80,54 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 810,25 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9275 Euro. Damit kostet der Euro 1,0778 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise folgen nach wie vor den hinterlegten Trendkanälen, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Das kann als glücklicher Umstand gewertet werden, da aus einer reinen Ölmarktsicht etwas anderes zu erwarten war.

Das Bestellaufkommen im Binnenmarkt ist in den letzten Tagen erheblich angewachsen, ohne die Lieferfähigkeit des Handels zu beeinträchtigen. Gleichzeitig erweist sich die Hoffnung auf günstigere Heizölpreise als stabil hoch. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf höchstem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem sehr starken Mehrheitswert für die Erwartung für fallende Heizölpreise.

Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Verfolgen Sie die Preisentwicklung eng, um sich gegebenenfalls in einem günstigeren Moment eindecken zu können.

Neben dem aktuellen Heizölpreis gibt es zwei politische Dauerbrenner von öffentlichem Interesse, deren amtlicher Gehalt unzulänglich von der Regierung kommuniziert wird. Es handelt sich um die Preisbremse für Heizöl und das sogenannte Verbot der Ölheizung.

Die Preisbremse, die als Härtefallregelung ausgeführt wird, gibt es im Prinzip aber immer noch nicht konkret. Ursächlich für den Zeitverzug ist mal wieder eine zu komplizierte Verwaltungsvorlage, in der ein schwer bestimmbarer, allgemeingültiger Referenzwert verlangt wird, dessen Ermittlung noch nicht gelang. Wenn er eines Tages vorliegt, können Kunden auf eine Erstattung unter folgender Bedingung hoffen. Der Kauf einer bestimmten Menge Heizöl im Verlauf des letzten Jahres muss mindestens doppelt so teuer gewesen sein wie der Kauf der gleichen Menge im Vorjahr. In die rechnerische Ermittlung der Vergleichsbeträge geht der bedeutungsvolle Referenzwert ein. 80 Prozent der den doppelten Betrag übersteigenden Kosten sollen von einer zuständigen Landesbehörde erstatten werden. Die Zuständigkeit variiert von Bundesland zu Bundesland. Neben der Kontrolle der komplizierten Anträge müssen die Behörden Missbrauchsprüfungen vornehmen und sich um die Durchsetzung von Freiheitsstrafen bei bewusst gefälschten Angaben kümmern. Man ahnt, dass der Vollzug der Härtefallregelung angesichts der Überlastung der Verwaltungen allerorts noch lange aus sich warten lassen wird.

Zum sogenannten Verbot von Ölheizungen gibt es keinen neuen Sachstand gegenüber dem nachstehenden Text „Klarstellung“. Sämtliche Nennungen früherer Termine, die in diversen Medien genannt werden, entsprechen allenfalls den politischen Zielvorstellungen von Teilen der Ampel-Koalition. Sie sind nie Gesetz geworden. In der aktuellen 2023er Novelle des Gebäude-Energie-Gesetztes (GEG) sind die alten Termine fortgeschrieben.

Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil