Internationaler Markt

Die Rohölpreise konnten gestern leicht zulegen. Brent-Rohöl steht heute Morgen über 88 Dollar je Barrel. Das ist ziemlich genau der Preis, der vor einer Woche und der auch vor einem Jahr gezahlt werden musste, also wenige Wochen vor Kriegsbeginn.

Viele Prognosen, die extreme Ölpreise und Versorgungsprobleme vor allem für Ostdeutschland erwartet hatten, lagen also weit daneben. Das ist nicht zuletzt das Verdienst des Krisenmanagements durch das Wirtschaftsministerium. Der Preis dafür war, dass Putin zumindest bis zum Dezember anhaltend hohe Einnahmen aus seinen Ölexporten in die EU und auch nach Deutschland erzielen konnte. Doch das ändert sich, da das Embargo gegen russisches Öl jetzt schrittweise in Kraft tritt.

Die aktuelle Preisentwicklung wird jedoch vor allem von wechselhaften Konjunkturdaten geprägt. Gestern stützten starke Daten aus den USA die globalen Finanz- und Rohstoffmärkte. Auch die Corona-Lage in China wird etwas optimistischer beurteilt als vor wenigen Wochen. Die offiziellen Infektions- und Todeszahlen gelten weiterhin als wenig verlässlich, aber es ist unübersehbar, dass sich die Lage in vielen Krankenhäusern verbessert hat.

Nach dem Ende der Neujahrsferien wartet der Ölmarkt nun auf die ersten Aktionen der chinesischen Rohölimporteure und Raffinerien. Sie sollen darüber Aufschluss geben, wie stark die Ölnachfrage des zweitgrößten Ölverbrauchers der Welt aktuell ist.

Im Moment wollen sich die Trader daher noch nicht zu weit aus dem Fenster hängen. Neben Daten aus China warten sie auf neue Vorgaben in der nächsten Woche. Das gilt vor allem für das OPEC-Meeting und die Sitzung der amerikanischen Zentralbank, die Hinweise auf die Zinspolitik geben könnte.

Der Zusammenhang zwischen Ölpreis und Zinsniveau ist kompliziert. Der leichte Teil ist das Argument, dass hohe Zinsen die Konjunktur und damit auch die Ölnachfrage bremsen. Der komplizierte Teil findet in den Köpfen der Finanzmarktakteure statt. Hohe Zinsen lösen eine Verlagerung der Gelder von Aktien zu den jetzt attraktiver verzinsten Anleihen aus. Der Kurs der Anleihen reagiert aber empfindlich auf Inflationsrisiken. Zur Absicherung kaufen die Fonds daher oftmals Öl, weil der Ölpreis häufig parallel zur Inflation steigt und weil dort große Kapitalmengen untergebracht werden können.

Doch im Moment tut sich erst einmal nicht viel. Aktuell kostet die Nordseesorte Brent 88,25 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 81,65 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 974,00 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9184 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0885 Dollar.

Nationaler Markt

Wie gewonnen, so zerronnen: Heute steigen die Heizölpreise schon wieder an. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von knapp 114 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Das ist der übliche Preis, der schon seit Anfang Januar den Markt prägt.

Dennoch ist das Interesse groß. Die Zahl der Bestellungen ist sehr hoch. Auch das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, hält sich auf der zweithöchsten Stufe. Der Preisoptimismus bleibt im Mittelmaß. Ähnlich wie gestern hoffen vier von fünf Stimmen in der täglichen Lesereinschätzung auf fallende Heizölpreise.

Die ausgeprägte Bestellaktivität zeigt, dass viele Privathaushalte lieber die Wärmeversorgung für den Rest des Winters sichern, statt auf fallende Preise zu spekulieren. Diese Haltung ist bestimmt nicht verkehrt angesichts der Risiken im Ölmarkt, so kurz vor dem Start des zweiten Teils der EU-Sanktionen gegen russisches Öl .

Nach wie vor gilt jedoch: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, vor allem angesichts der unübersehbaren Klimakrise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.

Quelle: esyoil