Internationaler Markt
Der Vorschlag der EU-Kommission zu einem russischen Ölembargo beherrschte gestern die Diskussion im Ölmarkt. Er drängte sogar das anstehende Meeting der OPEC-Minister, die Lockdowns in China und die Zinsanhebung der amerikanischen Notenbank in den Hintergrund.
Die EU-Mitgliedstaaten wollen in dieser Woche entscheiden, ob sie die Vorschläge in die Tat umsetzen. Sie sehen einen Lieferstopp russischen Öls in die EU ab Ende des Jahres vor. Das beträfe etwa 40% der russischen Ölexporte. Außerdem soll Unternehmen mit Sitz in der EU verboten werden, die russischen Ölexporte zu unterstützen, also beim Transport, bei der Versicherung der Tanker oder bei der Finanzierung.
Jetzt beginnt das Geschachere unter den EU-Mitgliedstaaten. Ungarn will eine sehr viel längere Übergangsfrist; ähnlich die Slowakei. Auch Tschechien verweist auf seine schwierige Versorgungslage, während Griechenland seine Reedereien schützen will, die in großem Umfang russische Öltransporte durchführen.
Da die Sanktionen Einstimmigkeit verlangen, könnten sich die Verhandlungen noch einige Zeit hinziehen. Vor allem Budapest steht einer Einigung im Weg, denn der putinfreundliche Regierungschef Orban will am liebsten überhaupt keine Sanktionen beschließen.
Die Brüsseler Ankündigungen trieben die Ölpreise nach oben. Einge Händler und Spekulanten schlossen sich dem Aufwärtstrend an, so dass Brent-Rohöl am Ende des Tages fünf Prozent höher bei 111 Dollar je Barrel stand. Insgesamt lief der Handel jedoch ruhig ab. Von Panik war nichts zu spüren, denn ein Embargo-Beschluss liegt schon lange in der Luft. Auch wirkt die lange Übergangsfrist bis zur Umsetzung erst einmal wenig bedrohlich.
Überraschende Daten lieferte dagegen der Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums. Die Momentaufnahme des Ölmarkts zeigt einen leichten Aufbau der Rohölbestände. Hier war ein deutlicher Abbau erwartet worden. Eventuell beginnen die US-Raffinerien schon mit der Umstellung auf die Sommerprodukte, so eine Vermutung. Gleichzeitig bleiben die Exporte relativ hoch. Sie gehen auch nach Deutschland. Die USA gehört hierzulande nach Russland und in etwa auf einem Niveau mit Norwegen zu den größten Rohöllieferanten.
Die amerikanische Ölförderung blieb anscheinend unverändert, während sich die Ölnachfrage erneut schwach zeigte. Sie steht seit Wochen unter dem Vorjahreswert. Angesichts der starken Konjunktur in den USA ist auch das ein überraschendes Ergebnis.
Hier der Wochenbericht im Überblick:
Rohöl: -3,5 Mio. Barrel (API) bzw. +1,3 Mio. Barrel (DOE)
Heizöl und Diesel: -4,5 Mio. Barrel (API) bzw. -2,3 Mio. Barrel (DOE)
Benzin: -4,5 Mio. Barrel (API) bzw. -2,2 Mio. Barrel (DOE)
Ölproduktion: 11,9 Mio. Barrel pro Tag (1,0 Mio. über Vorjahreswert)
Nachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 19,3 Mio. Barrel pro Tag (0,5 Mio. unter Vorjahreswert)
Der Ölhandel startet heute vorsichtig mit leichten Aufschlägen. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht aktuell bei 108,31 US-Dollar je Barrel. Die Nordseesorte Brent kostet 110,85 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasöl notiert bei 1215,75 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9434 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0596 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise bewegen sich seit Beginn der Woche nur wenig. Auch heute zeigt die Heizölpreis-Tendenz am frühen Morgen einen fast unveränderten landesweiten Durchschnittswert von 137 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Die höheren Rohölpreise im Weltmarkt machen sich im deutschen Heizölmarkt nicht bemerkbar, da Rotterdamer Gasoil, also das Vorprodukt von Heizöl, nicht teurer geworden ist. Auch hat sich der Euro gegenüber dem Dollar etwas erholt.
Die Unsicherheiten im Ölmarkt lösen weiterhin zahlreiche Bestellungen aus. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht auf der höchsten Stufe. Dazu passend sinkt der Preisoptimismus. Nur noch jede zweite Stimme erwartet in der täglichen Lesereinschätzung fallende Preise. Das ist ein ungewöhnlich niedriger Anteil.
Was tun? Einerseits liegen die Heizölpreise weit über einem fairen, kostenbasierten Preisniveau. Andererseits könnte die Krisenstimmung im Ölmarkt dafür sorgen, dass das noch eine Zeitlang so bleibt. Wer einen gut gefüllten Tank hat, kann sich zurücklehnen und auf günstige Kaufgelegenheiten warten. Wer in den nächsten Wochen ordern muss, sollte nicht spekulieren, sondern rechtzeitig für einen Vorrat sorgen. Für alle gilt jedoch: Heizöl wird auf absehbare Zeit nicht mehr preiswert.
Doch nichts ist billiger als eingespartes Heizöl: Entwickeln Sie verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen, um Ihre Kosten zu senken und die Umwelt zu schonen.
Quelle: esyoil