Marktberichte Brennstoffe

Internationaler Markt

Die Ölpreise bleiben in Bewegung. Das zeigt sich in erster Linie in den Tagesschwingungen. Die wöchentlichen Nettoergebnisse sind indes sehr moderat und steuern erneut auf einen Seitwärtstrend zu. In der Preisentwicklung spiegeln sich die konträren Meinungen über die Marktlage. Während die Statistiker eine Ölschwemmen heraufziehen sehen, verweisen die Manager auf einen bevorstehen Engpass. Die erste Gruppe adressiert die nähere Zukunft. Die zweite Gruppe schaut über das kommende Jahr hinaus. Es ist gut möglich, dass die reale Preisentwicklung eine Fortsetzung der letzten drei Jahre sein wird, in der die Preise bei vergleichsweise geringer Volatilität stetig nachgaben.

Spitzenmanager der Ölbranche nutzen die gerade stattfindende Abu Dhabi International Petroleum Exhibition and Conference, um ihrer Meinung über den Markt Gehör zu verschaffen. So sieht BP-Chef Murray Auchincloss den aktuellen Produktionsanstieg außerhalb der OPEC-Plus, insbesondere in den USA, Kanada und Brasilien, spätestens im kommenden Sommer als beendet an. Danach sei eher mit einer Stagnation oder einem Rückgang der Förderung zu rechnen. Die weitere Preisentwicklung steht nach seiner Meinung unter drei Einflussfaktoren, die Förderstrategie der OPEC-Plus, den Umfang der chinesischen Ölvorräte sowie die Auswirkungen der internationalen Sanktionen gegen Russland, die das Angebot spürbar dämpften. Das künftige Marktwachstum schätzt Auchincloss auf jährlich ein Prozent.

Ähnlich äußert sich der Chef von TotalEnergies, Patrick Pouyanné, zum Nachfragewachstum und zu den Sanktionsfolgen, die im Westen unterschätzt würden. Beide Manager betonen die Notwendigkeit fortgesetzter Investitionen in den Ölsektor. Wenn sinkende Preise diese verhindern, werde es früher oder später zu einem Angebotsengpass und erneut steigenden Preise kommen. Einige OPEC-Mitglieder bauten bereits Kapazitäten ab. Das geschehe ihrer Meinung nach zu früh.

Auf das Menetekel sinkender Reservekapazitäten der OPEC weisen Analysten auch mit Blick auf die Gegenwartspreise hin. Sie stellten damit die Realisierbarkeit der angekündigten Angebotssteigerung der OPEC-Plus infrage. Das konterkariert die These von der Ölschwemme. Nicht minder unsicher geht es auf der Nachfrageseite zu, die hauptsächlich vom wirtschaftlichen Wohl und Wehe Chinas abhängt. Das Land ist der Wachstumstreiber schlechthin. Analystenschätzungen zum globalen Nachfrageanstieg für 2025 liegen zwischen +0,65 und +2,0 Mio. Barrel pro Tag. Das ist eine gewaltige Spanne, die nicht zuletzt vom Verlauf des Handelsstreits zwischen China und den USA abhängt.

Um zu verdeutlichen, welche Bedeutung China in den letzten Jahrzehnten erlangt hat, ist ein Blick auf den CO2-Ausstoß hilfreich. Er ist ein Maß für die Industrialisierung des Landes. Zwischen 1990 und 2024 ist dieser Ausstoß um 400 Prozent gestiegen. Der globale Zuwachs betrug im gleichen Zeitraum 70 Prozent. Zum Vergleich, die EU hat ihren Ausstoß um 35 Prozent gesenkt und Deutschland sogar um 43 Prozent. Das führt zu den gegenwärtigen Anteilen am globalen CO2-Ausstoß von 30,7 Prozent Chinas, 6,3 Prozent der EU und 1,4 Prozent Deutschlands. Der Prokopfausstoß (Stand 2023) Chinas ist mit 9,2 Tonnen CO2-Äquivalent im Verlauf der Entwicklung über den Deutschlands mit 8,0 Tonnen CO2-Äquivalent hinausgewachsen. In den Zahlen kommt nicht nur die chinesischen Dominanz, sondern auch die deutsche Verzwergung zum Ausdruck. Debatten über Wohlstand und Klimaverantwortung werden hierzulande offenkundig ohne dieses Wissen geführt. Anders lässt sich die ihnen innewohnende Polarisierung kaum erklären.

Vor dem Hintergrund der skizzierten Unsicherheit schwingen die Ölpreise auch heute Morgen wieder kräftig. Genau wie gestern ist der börsliche Abgang beeindruckend. Rohöl- und Gasölnotierungen geben deutlich nach. Gestern annullierten sie das Minus bis zum Handelsschluss weitgehend. Es gibt keinen Anlass, heute eine nennenswert andere Entwicklung zu erwarten.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 60,00 Dollar und das Barrel Brent zu 63,87 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 712,50 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,8688 Euro. Damit kostet der Euro 1,1507 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise haben sich auf erhöhtem Niveau stabilisiert, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Die Schwingen der internationalen Vorgaben sind in den Heizölpreisen nun sogar ansatzweise zu erkennen. In der kurzfristigen Ansicht liegt wieder einmal ein Aufwärtstrend vor. Er wird aber von den abwärts weisenden Trendkanälen in der mittel- und längerfristigen Ansicht relativiert. Seitwärts scheint einstweilen die Synthese der gegensätzlichen Bewegungsmuster zu sein.

Die Heizölnachfrage im Binnenmarkt ist angesichts des zurückliegenden Preissprungs eingebrochen. Die Hoffnung auf tiefere Preise ist außerordentlich volatil. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem ordentlichen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.

Unser Satz an alle unentschlossenen Kunden lautet: Der mittlerweile beendete Preissprung kam zur Unzeit. Dessen ungeachtet kann man das aktuelle Niveau im längerfristigen Vergleich nicht als teuer bezeichnen.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil